Ehemalige Metzgereien

Eigener Artikel von 2019 zur Metzgerei Ihli. Hier Klicken ...


Die Geschäfte, die hier beschrieben werden, waren bereits vor dem 2. Weltkrieg ansässig und können in drei Arten gruppiert werden:

Eine saubere Trennung wird nicht immer möglich sein, haben sich doch bei einigen im Laufe ihrer Geschichte  die Verhältnisse geändert, wie zum Beispiel bei’s Sternenwirts, die ja schon in unserer Jugendzeit längst nicht mehr uffm Sternä  waren, und dennoch auch als „Nur“-Metzger immer noch  s’Sternäwirts genannt wurden.


Eigenständige Metzgereien

Metzgerei Kastner

Eugen und Josef Wilhelm (der "letzte" Kastner-Sternenwirt vor der Metzi, ca. 1915
Eugen und Josef Wilhelm (der "letzte" Kastner-Sternenwirt vor der Metzi, ca. 1915

s’Kastnormetzgors: Der Urahn der nunmehr schon über neun Generationen bestehenden Metzgerfamilie Kastner hieß Johann Adam. Er war es, der das Gasthaus Sternen von seinem

Vater Isaias nicht nur übernommen, sondern in dem Anwesen auch ein Schlachthaus mit allem „drum und dran“ eingerichtet hat. Und dies 1785 !  Seit dort wurde die Wirtschaft samt Metzgerei  immer wieder von einem Sohn weitergeführt, bis, ja bis im Jahre 1889 Josef Wilhelm aus gesundheitlichen Gründen den Wirtschafts-Betrieb nicht mehr weiterführen konnte, den  „Sternen“ also aufgab, dafür aber weiter unten in der Hauptstraße ein neues Wohnhaus mit einer Metzgerei erbauen ließ. Und seit dort sind die „Sternenwirts“ halt in dem heute noch existierenden Metzgerladen, zwischen s’Arnoldä und dem früheren Gasthaus Rössl, tätig.

 

Der den Älteren noch gut bekannte Großvater Eugen des jetzigen, den Betrieb führenden Kastners, Metzgermeister Andreas, hatte bereits 1936 seinen Betrieb erheblich modernisiert. Und Edwin Kastner war es schließlich, der nach der Übernahme des Betriebes 1958 zusammen mit seiner Frau Anita, einer Metzger- und Wirtstochter aus Sandweier, seinen Wohn- und Geschäftsbereich schließlich 1972 in die Adolf-Kolping-Straße verlegte, ohne aber den Laden in der Hauptstraße aufzugeben.  Ein echter Familienbetrieb seit vielen Generationen.

 

Sehr ausführliche Firmengeschichte Kastner mit Fotos, bitte hier klicken ...


Metzgerei Hitscherich

d'alt Metzl
d'alt Metzl

s’Metzgorbertholdä: Der Familienname dieser alten Malscher Metzgersippe hieß Hitscherich. Das frühere Metzger-Lädchen befindet sich (heute noch fast unversehrt) in der Hauptstraße 40. Das alte Schlachthaus musste inzwischen einer Modernisierung weichen.

Den Namen s’Metzgorbertholdä verdanken wir dem Metzgermeister Berthold Hitscherich, der in dem genannten Anwesen eine Metzl samt Schlacht- und Kühlhaus betrieb, sich aber, wie fast alle Metzgerei-Inhaber in früheren Zeiten, als Hausmetzger nebenbei noch etwas dazuverdiente. Berthold lebte von 1835 bis 1905 und übergab zu geeigneter Zeit seinem Sohn Franz den Laden mit allem, was dazugehörte. Leider starb Franz schon 1920, so dass die Witwe Klara den Betrieb schließen musste. Denn deren Sohn August war damals ja erst sechs Jahre alt. Doch das „Metzeln“ lag dem August halt auch im Blut. Und so wollte er, der Tradition folgend, nach Heimkehr aus dem 2. Weltkrieg da unten in der Hauptstraße wieder eine Metzgerei einrichten, was ihm aber wegen interner Schwierigkeiten nicht möglich war. Und deswegen wurde er erst etwas später dann aber doch noch Besitzer einer Metzgerei, nämlich im Lamm.


Metzgerei Würth

Der junge Geselle und der alte Hermann Würth, ca. 1900
Der junge Geselle und der alte Hermann Würth, ca. 1900

dä Metzgorwürth: Mitten im Dorf, ganz nahe bei der alten Eintrachtbrücke, war das kleine Geschäft angesiedelt. Ob sich schon vor den Würths dort eine Metzgerei befand, konnte nicht geklärt werden. Der „alte“ Hermann Würth, in Stühlingen 1875 geboren, kam vermutlich während seiner Gesellenwanderschaft nach Malsch, bekam als Geselle dann auch Arbeit bei’s Metzgerkastners, lernte die Hermine Klee aus Ettlingen kennen, heiratete sie auch, wurde aber  von Beginn bis zum Ende des des 1. Weltkrieges Soldat. Gleich danach machte er sich selbständig und begann sein Geschäft, wie schon gesagt, nahe bei der Eintrachtbrücke. Adoptivsohn Paul, 1909 geboren, lernte bei seinem Vater das Metzgerhandwerk und übernahm nach Krieg und Gefangenschaft 1948 den Metzgerbetrieb samt Ladengeschäft. Vater Hermann starb 1954, die Mutter Hermine 1964. 1960 heiratete Paul nach dem Tod seiner ersten Frau die aus Ungarn stammende Käthe Taller, die lange Zeit, bis zum Ende der Metzgerei, sowohl den Laden wie auch Schwiegermutter Hermine und ihren Paul, aber auch die Kundschaft gut versorgte. Da keiner von seinen insgesamt vier Söhnen das Metzgerhandwerk erlernt hatte, wurde die Metzgerei samt Laden 1970, krankheitsbedingt, geschlossen. Paul starb 1985.


Metzgerei Schmid / Zimmer

dä Metzgorschmid: Älteren auch bekannt als dä Schmid-Otto uffm Spidalbuggl. Diese Metzgerei befand sich (auch noch lange nach ihm)  neben dem Theresienhaus. Otto kam aus dem Raum Freudenstadt, aus Flühen, vermutlich in den Jahren seiner Gesellenwanderschaft auch nach Malsch, wo er Lina Gräfinger, seine spätere Ehefrau, kennen lernte und heiratete. Der dann gegründete Metzgereibetrieb geht mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Zeit kurz nach dem ersten Weltkrieg zurück. 1947 übergab er dann die Metzgerei samt Laden dem gerade aus englischer Gefangenschaft heimgekehrten Metzgermeister Hermann Zimmer, einem Sohn des damaligen Ortsbaumeisters Josef Zimmer. Und ab da hieß der Laden ganz allgemein bloß bei’s Zimmormetzgors. Hermann betrieb dann das Geschäft zusammen mit seiner aus Ettenheim stammenden Ehefrau Margarethe. Die beiden hatten sich schon vor dem Krieg in einer Karlsruher Großschlächterei kennengelernt und anlässlich eines Heimaturlaubes von Hermann 1940 dann auch geheiratet. Nach einigen Jahren in Miete erwarben die beiden dann das Anwesen und bauten es nach und nach um, machten es also zu einem modernen Betrieb, wobei der alte Otto aber mit seiner Frau bis zu beider Lebensende im Haus wohnen bleiben konnten.

 

Erst 1971 übergaben dann die Zimmers den Betrieb an ihre Tochter Erna und deren Ehemann, den Metzgermeister Karl Flassak. Nach fast 20 Jahren weiterer erfolgreicher Tätigkeit wurde dann der Betrieb altershalber 1989 endgültig geschlossen.

 Hermann Zimmer, geboren 1913, starb 1974, seine 1915 geborene Frau Margarethe erst 2002.


Metzgerei Kühn

s’Kühnämetzgors: Der Gründer Konrad Kühn kam aus Waldprechtsweier und erlernte das Metzgerhandwerk beim „letzten Sternenwirt“-Metzger Josef Wilhelm Kastner, Edwin Kastners Großvater. Etwa 1930 erbaute er dann zusammen mit seiner Frau Eliese, geborene Maisch, ein Geschäftshaus Ecke Friedrich-Fasanenstraße und machte sich ab da selbständig. Seine beiden Söhne Kurt und Konrad wurden ebenfalls selbständige Metzger, Kurt im Neudörfel und Konrad etwas später im elterlichen Betrieb. Während des zweiten Weltkrieges war Konrad senior wie so viele andere auch Soldat, so dass der Betrieb lange eingestellt werden musste. Nach Kriegsende aber florierte das Geschäft  wieder, wobei die Hausschlachterei zusätzlich viel Arbeit mit sich brachte.

 

Leider starben die Kühns recht früh, Vater Konrad  1979, Sohn Kurt 1987 und Sohn Konrad 1994.


Metzgereien zusammen mit Gastwirtschaften

Metzgerei Bauer, im Gasthaus Adler

Hermann Bauer und Frau Frieda, Enkelkinder Irmgard und Kurt
Hermann Bauer und Frau Frieda, Enkelkinder Irmgard und Kurt

s’Metzgor-Bouors im Addlor: Wie lange die Bauers „auf dem Adler“ waren, beziehungsweise, ob und wer vor ihnen dort schon war, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden.. Mit Sicherheit aber wissen wir, dass sie, Hermann  Bauer und seine Ehefrau Frieda, geb. Bohnert, schon lange vor den dreißiger Jahren, vermutlich schon vor dem ersten Weltkrieg, sowohl die Wirtschaft wie auch die angeschlossene Metzgerei samt Schlachthaus betrieben haben. Nachfolger auf der Wirtschaft wie auch auf der Metzl  waren dann so um etwa 1931 herum über zwei Jahre lang  Markus Heck mit seiner  Frau Rosa, geb. Ochs, ehe die Bauers aus Sandweier wieder „heimkehrten“, um den Adler noch einmal zu übernehmen. Dann bewirtschaftete Eugen Harlacher sen., der vorher uffm Sternä war, ab 1936/37 den Adler über viele Jahre hinweg zusammen mit seiner Frau Lina, geb. Engelhard Doch davon später mehr. Und noch etwas wissen wir sicher : Von den zwei Kindern der Bauers blieb nur eines in Malsch „hängen“: Des Albert Kohlbeckers Ehefrau Maria.

 

Anzumerken wäre noch, dass drei Schwestern von Fieda Bauer auch nach Malsch eingeheiratet haben, Emma Melcher (vunns Beggä) , Rosa Faber und Eliese Reck.


Metzgerei Jordan / Knauber / Nägele im Gasthaus Ochsen

s’Ochsäwirts mit ihnorä Metzl: Mir denken vor allem noch zwei Besitzer beziehungsweise Betreiber : dä Ludwig Jordan mit seinorä Frau Sophie, geborene Balzor, ä Dochdor vum aldä  Herichsweis, (siehe Bild: Sofie auf der Ochsenstaffel) und später dann dä Adam Knauber unn sei Frau Katharina, geborene Fritsch, von uns (damals noch) jungen Buben bloß Käthor genannt. Das waren noch Zeiten, wo ein richtiges Vesper nach der Singstunde, oft ein  ganzer Ring heiße Fleischwurst, viel wert war. Den Krieg über war die Wirtschaft samt Metzl lange Zeit zu. Da das Theresienhaus in jener Zeit für militärischen Zwecke genutzt wurde, diente der „Ochsen“ damals auch zum Abhalten von sogenannten Jugendstunden, halt „illegalen“, also geheimen Treffen katholischer Jugendlicher zusammen mit Kaplänen aus jener Zeit. Und wer denkt jetzt nicht spontan an Kaplan Mangold. Also auch dafür „durfte“ der Ochsen damals herhalten.

 

Nach den Knaubers übernahm dann den Ochsen samt Metzgerei Norbert Nägele, zusammen mit seiner Frau, allerdings nicht für lange Zeit. Denn schon bald darauf wurde das gesamte  Ochsen-Areal an die Volksbank Ettlingen verkauft. Und seit dort, also 1968/69, befindet sich an gleichem Platz eine Bank, nämlich die Volksbank Ettlingen, Filiale Malsch.

Adam und

Katharina Knauber



Metzgerei Hitscherich im Gasthaus Lamm

Die alten Lammwirte Florian und Frieda Hitscherich
Die alten Lammwirte Florian und Frieda Hitscherich
August, Maria und Helmut HItscherich
August, Maria und Helmut HItscherich

s’Lommwirts und ihnä Metzl:  Schon immer war das „Lamm“ eine Wirtschaft mit angeschlossenener Metzgerei Mit dem „Lamm“ ist der Name „Hitscherich“ seit eh und je verbunden, es waren immer verschiedene „Hitscherich“, die jedoch aber nah miteinnander verwandt waren.

 Bekannt ist, dass der alte Metzger-Berthold das Lamm erwarb, um darin für seinen Sohn Florian, also des Franz Hitscherichs Bruder, auch eine Metzl einzurichten. Florian starb 1927.

Trotzdem gab seine Frau Frieda, zusammen mit den Töchtern Barbara und Amelie die Wirtschaft wie auch den Metzgerladen erst 1931 auf. In der männerlosen Zwischenzeit half den dreien im Schlachthaus nämlich der Metzger Otto Schmid vom Spitalbuckel  aus.

Das Lamm war damals nicht nur ein besonders von Schullehrern besuchtes Ess-Lokal, sondern auch eine beliebte Hochzeits-Wirtschaft.

Nach 1931 übernahmen dann die vom Mahlberg kommenden Staigers, zusammen mit den Töchtern Martha und Emilie, bis etwa 1937, das Lamm.

Auf diese folgte dann bis Kriegsausbruch  August Balzer, ein Sohn vom Herichs-Rot. Dieser ist wie so viele andere im Krieg gefallen. In dieser Zeit wurde auch ein Teil des Hauses als Schlafquartier für französische Kriegsgefangene genutzt.  

Erst 1947 übernahmen dann August Hitscherich und seine Frau Maria, auf Anraten des Bürgermeisters Franz Karl Kastner, das total heruntergewirtschaftete Anwesen. Sie mussten also alles total neu einrichten. 1974/75 übergaben sie dann die gut gehende Wirtschaft ihrem Sohn Ernst, dem heutigen Lammwirt.


Außer den beschriebenen drei Wirtschafts-Metzgereien haben aber auch fast alle anderen Wirte von Malsch zumindest für den Eigenbedarf in ihrer Wirtschaft gmetzlt, denn die meisten von ihnen waren ja auch „Metzger“; wie dä Lindäwirt, dä Kronäwirt, dä Löwäwirt, dä Eitrachtwirt unn ons Hirschwirts, awwor au on dä  alde Feschhalläwirt Zimmor Luie, obwohl er selber nicht gmetzlt hat, aber sich halt metzlä hat lassä.. Bei diesen (und einigen anderen auch)  konnte man immer dann, wenn gerade gmetzlt war, auch  „über die Straße“, vor allem Hausmacherwurst kaufen. Und die war immer  g u u d.


Hausmetzger

Für die Versorgung der Bevölkerung mit Fleisch- und Wurstwaren, besonders die Wintermonate über, sorgten aber auch neben den „offiiziellen“ Metzgern die vielen, vielen Hausmetzger in der Gemeinde. Stellvertretend dafür sind: Bader Paul, Balzer Johann (än Herichsweis), Balzer Willi, Bornhauser Eugen, Fritsch Walter, Hofmann Toni, Kraft Josef, Kunz Karl, Kunz Bruno, Michls Fred, Oberle Albert, Reichert Georg (dä Bierwirtschorsch), Zimmer Dieter, Hans Sickler und sicher noch einige mehr.

Die Bilderreihe zeigt eine Schlachtung durch Willi Balzer, ein Enkel vum Herichsrot:


Der Autor dieses Artikels, Eugen Nies, 1927-2020, war unser hochgeschätztes Gründungsmitglied und Verfasser weiterer zahlreicher Artikel. Mehr Informationen mit Fotos, bitte hier klicken ...