Luftkampf über Malsch am 17.11.1944 - Bilder gehen um die Welt

Ein deutscher Pilot, der 1944 über Malsch abgeschossen wurde.
Rainer Walter schrieb diese kleine Geschichte.

In der Endphase des zweiten Weltkriegs fand am 17. November 1944 ein Luftkampf über Malsch statt. Drei deutsche Jagdflugzeuge stellten sich  dabei einer großen  Übermacht von amerikanischen Maschinen entgegen. Zwei der deutschen Flieger wurden  direkt über Malsch abgeschossen, das dritte Flugzeug konnte zunächst Richtung Murgtal entkommen. Die deutschen Kampfflugzeuge gehörten zur Staffel  5 des Jagdgeschwaders 53 (Pik As), das in Malmsheim (ehem. Landkreis Leonberg) stationiert war.

Feldwebel  Günther Barfuß, geb. am 27. Oktober 1921 in Oldenburg, war einer der beiden abgeschossenen Piloten. Er flog die schwarze 15 der 5. Staffel des II JG 53 Pik As, diese Maschine trug die Werksnummer 462858. Barfuß war ein Flugzeugführer, der auf jahrelange Erfahrung zurückblicken konnte. Es gelang ihm noch, aus seiner getroffenen Maschine auszusteigen und den Fallschirm zu benutzen. Verschiedene Zeitzeugen berichteten, dass er in der Luft am Fallschirm hängend, beschossen wurde und herabstürzte.

Das Ehepaar Balzer (Der Ehemann war Mesner) fand ihn in der zweiten Bollenhohl. Dort sah ihn auch die Ehefrau von Eugen Kraft, die an diesem Tag zu Schanzarbeiten in der Gegend eingeteilt war. Nach ihrer Aussage lag der Tote da und blutete leicht aus dem Mund. Als man ihn zum Friedhof trug, sah ihn Ludwig Gräßer, auch er konnte keine äußeren Verletzungen feststellen, da sich die Wunde an der nicht sichtbaren Seite befand.. Das Flugzeug von Günther Barfuß stürzte mitten im Ort in einen kleinen, von Gebäuden umgebenen  Garten. Die Scheune von Franz Schwarz und Elisa Kastner in der Kreuzstraße 18 ging in Flammen auf und brannte ab. Auch die Häuser von Dr. Götz in der Richard Wagner Straße 23 und Herrmann Kastner in der Kreuzstraße 18 wurden beschädigt.

 

Feldwebel Günther Barfuß und sein Kamerad Fähnrich Erwin Schliwinski, dessen Flugzeug im Steinbruch von Waldprechtsweier aufgeprallt war, wurden auf dem Friedhof in Malsch beigesetzt. Nach dem Krieg überführte man  laut Kriegsgräberliste den Leichnam von Barfuß auf Wunsch der  Mutter in seine Heimatgemeinde, die Stadt Oldenburg.

Pilot Günther Barfuß mit Mutter und Bruder
Pilot Günther Barfuß mit Mutter und Bruder

Henner Lindlar aus Enger in der Nähe von Bielefeld stellte  digitalen Kopie des Wehrpasses von Günther Barfuß zur Verfügung.

 

Wehrpass-Innenteil
Wehrpass-Innenteil


Grabrede
Grabrede

Barry Smith aus den USA hatte in Wilhelm Wildemanns Buch –Malscher Geschichte(n)- den Bericht über den Abschuss des Piloten Barfuß entdeckt. Herr Smith mailte eine Reihe von Bildern, die die Beerdigung von Feldwebel Barfuß mit allen militärischen Ehren auf dem Malscher Friedhof zeigen. Unter anderem sieht man die Totenwache am Sarg, den Ehrenzug auf dem Weg zum Grab, die Kranzniederlegung durch Bürgermeister Adolf Reiß, den Ehrensalut sowie die Grabstätte mit Kreuz.

Rückseite eines Fotos mit dem Stempe des Fotografen Erwin Müller
Rückseite eines Fotos mit dem Stempe des Fotografen Erwin Müller

 

Auf den Rückseiten der Bilder befand sich außer den Kommentaren zu den umseitigen Motiven auch der Stempel des Fotografen. Es handelte sich um Erwin Müller aus Malsch, Rainer Walters Onkel, in dessen ehemaligem Haus Rainer Walter heute lebt. Nach fast 70 Jahren kamen die Bilder in das Haus zurück, in dem sie damals entwickelt wurden.


Fähnrich Erwin Schliwinski
Fähnrich Erwin Schliwinski

 Zeitzeugenbericht zum Abschuss des 2. Flugzeuges mit dem Piloten Erwin Schliwinski, geboren am 11. März 1925. Frau Sigrid Späth aus Malsch-Waldprechtsweier und weitere Kinder  beobachteten  damals den Luftkampf und den Absturz des 2. Fliegers. Hier nun ihre Ausführungen:

"Damals, am 17.11.1944 beobachteten wir Kinder einen Luftkampf über Malsch und Waldprechtsweier. Ein Jagdflugzeug wurde getroffen und steuerte mit lautem Getöse Richtung Steinbruch Waldprechtsweier. Das abstürzende Flugzeug zerschellte im Steinbruch. Wir Kinder rannten sofort los, querfeldein, den Berghang hoch und trafen als erste am Unglücksort ein. Auf dem Steinbruchfelsen sah ich viele Leichenteile verstreut liegen. Besonders erschreckte mich eine am Gelenk abgerissene Hand, verkrampft, die Finger gekrallt auf einem Felsvorsprung liegen. Auch den Wehrmachtspass des verunglückten Piloten konnte ich einsehen. Das Passbild und der Name "Schliwinski" war deutlich zu sehen und zu lesen. Als nun weitere erwachsene Personen am Unfallort eintrafen, verließen wir Kinder diesen grausigen Ort. Bis heute sind mir alle Einzelheiten im Kopf erhalte."