Die Geschichte der jüdischen Gemeinde Malsch rückt in den Blick

Aktueller Anlass für einen Vortrag zur Geschichte der jüdischen Gemeinde war ein Vorhaben des Jugendgemeinderates Malsch. Er beteiligt sich an einem ökumenischen Projekte des Gedenkens, an der Gestaltung der ersten zentralen Gedenkstätte in Neckarzimmern für die mehr als 5.400 Juden, die während der Zeit des Nationalsozialismus aus Baden deportiert wurden.

 

Dass der Ratssaal beim Vortrag von Josef Bechler von den Heimatfreunden Malsch am 9. Januar 2008 überfüllt war, zeigte das große Interesse und freute Bürgermeister Elmar Himmel, der zu Beginn auf die vielfältigen Aktivitäten in der Gemeinde zu diesem Thema verweisen konnte: Im Herbst 2008 – 70 Jahre nach der sogenannten „Reichskristallnacht“ 1938 – wird eine Ausstellung der Heimatfreunde zum Landjudentum und der Verfolgung der Juden aus Malsch im Rathaus eröffnet. Gleichzeitig wird der zweite Band der Lebenserinnerungen des Malscher Juden Louis Maier vorgelegt werden können. 

 

Aus der Spurensuche in Malsch gestaltete Josef Bechler einen eindrucksvollen Blick, bei dem die Geschichte der Malscher Juden und vor allem in die Zeit der Judenverfolgung lebendig wurde. Gerade das „Herunterbrechen der allgemeinen Geschichte auf die lokale Ebene“ wie Bechler es nannte, die Umwandlung von historischen Geschehnissen in Malscher Geschichten, weckte und weckt Beklemmung. Vieles wird an einem Beispiel wie Malsch anschaulich, wenn man sich etwa die Schikanen des NS-Regimes gegen die Juden 1938 ausmalt, vom Ausschluss aus dem öffentlichen Leben bis zum Verbot, Brieftauben zu halten. Für die Vorbereitung der Ausstellung haben die Heimatfreunde viele Gespräche geführt, so dass Zeitzeugenberichte z.B. über den Abtransport der Malscher Juden vom Kirchplatz im Oktober 1940 vorliegen. Auch konnten Erinnerungsstücke wie Briefe und Postkarten gefunden werden, die den Kontakt der Juden zu ihrem Heimatdorf auch nach der Verschleppung dokumentieren.  

 

Mit diesem Bericht wurden den zahlreich anwesenden Jugendlichen auch Ideen zur Gestaltung ihres Mahnmahlsteins mit auf den Weg gegeben. Denn in Neckarzimmern wird auf einem 25 mal 25 Meter großen Areal für jede der 137 badischen Gemeinden, aus denen Juden ins französische Konzentrationslager Gurs verschleppt wurden, je ein Gedenkstein errichtet. Das Besondere: Es werden immer zwei Steine gestaltet – einer für das Mahnmal und einer für den Heimatort der Opfer – zur Erinnerung an die Spurensuche und an das Schicksal der vertriebenen, verschleppten und ermordeten Juden aus diesem Ort. Im Sommer 2008 soll der Malscher Stein fertig gestellt sein. 

 

Nach einer kurzen Diskussion dankte Bürgermeister Himmel allen, die sich bisher für die Aufarbeitung dieses Teil der Malscher Geschichte engagiert hatten, und wünschte dem Projekt der Jugendlichen viel Erfolg. Für weitere Hinweise zu Dokumenten und Objekten zur Geschichte der Juden in Malsch sind die Heimatfreunde Malsch und Gemeinde dankbar.

 

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