Kegelbahnen in Malsch


Gasthaus Dachsbau - Kegel und Kugel
Gasthaus Dachsbau - Kegel und Kugel

Die letzte Kegelbahn in Malsch wurde 2020  aufgegeben – Marianne Gräßer von den Heimatfreunden nahm dies zum  Anlass für einen Rückblick.

Kegeln ist eine Präzisionssportart, bei der ein Spieler von einem Ende einer glatten Bahn aus mit kontrolliertem Schwung eine Kugel  ins Rollen bringt, um die am anderen Ende der Bahn aufgestellten neun Kegel umzulegen. Das Kegeln entwickelte sich in Europa über viele Jahrhunderte aus volkstümlichen Spielen im Freien und findet heute in speziell ausgestatteten Innenräumen statt. Es wird als Leistungs- und Breitensport betrieben. So wird Kegeln in Wikipedia beschrieben.

Deutscher Kaiser 1925
Deutscher Kaiser 1925

Im Buch „Malscher Antlitz“ von Wilhelm Wildemann lesen wir, dass 1843 auf dem Gelände des heutigen Gasthauses „Zum Deutschen Kaiser“ von dem Bierbrauer und Mahlbergwirt  Josef Wetzel über seinem Eiskeller ein Biergarten mit 2 Kegelbahnen im Freien eröffnet wurde. Diese wurden den Winter über geschlossen. Im Gemeindeanzeiger aus den 1920er Jahren findet man Anzeigen, die zum feierlichen Eröffnungs- und Schließkegeln einladen. Die Kegelbahn bestand bis zum Beginn des 2. Weltkrieges.

Biergarten 17.4.1926, Otto Reichert
Biergarten 17.4.1926, Otto Reichert

 Im Jahr 1862 folgte die Eröffnung der Kegelbahn im Biergarten. Diese Bahn wurde 1959 elektronisch ausgestattet, so dass man keine Kegelbuben mehr brauchte. Apropos Kegelbuben: Die Kegel mussten bis in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg von Hand aufgestellt werden. Das war für Jungen ein begehrter Job, denn sie erhielten dafür etwas Geld. Deshalb  stritten sich auch die Jungen, welche die Kegel aufstellen durften. Rainer Walter erinnert sich, dass er Ende der 50er Jahre in der Kegelbahn im Biergarten Kegel aufstellte. Die Spieler machten sich einen Spaß daraus, wenn er den 9. Kegel aufstellte, sofort die Kugel auf den Weg zu schickten. So musste er fluchtartig die Bahn verlassen. Die Tätigkeit brachte ihm zwischen 50 Pfennig und einer Mark und gelegentlich ein Getränk ein.

Biergarten 1927, Josef Buhlinger
Biergarten 1927, Josef Buhlinger

Die Kegelbahn im Biergarten wurde 2020 als letzte Kegelbahn in Malsch geschlossen. Damit ging eine lange Tradition zu Ende. Seit 1912 fanden dort Preiskegelwettbewerbe statt. Viele Klubs trafen sich zum sportlichen Wettstreit. Namen wie „die lustigen Acht“, „Banditos“, „Hajessesnoi“, „Kegelschoner“, „Stolz vorbei“, „Schief Holz“, „Einer wackelt“, „Gut Holz“, „Anni-Kegler“, „Asphaltbomber“  u.a. , die ab den 1980er Jahren am Dreikönigskegeln im Biergarten teilnahmen, zeugen von einer großen Anzahl von Kegelbegeisterten. Die Würfe der am Wettbewerb teilnehmenden Kegler wurden akribisch registriert und die Siegerreihenfolge der Klubs ermittelt. Als Preise winkten von Familie Sapper gestiftete Preise wie 1 Kasten Bier, Wein, Schinken, welche wiederum die Lieferanten des Biergartens gespendet hatten.  Die ältesten, bis in die Gegenwart existierenden Clubs sind die “Freundschaft“ (gegründet 1955) und die “Holzhacker“ (gegründet 1968). Die Gründung der „Holzhacker“ geht zurück auf eine Blutspende von Beschäftigten der Firma Eckerle in der Hebelschule. Anschließend füllten sie den Blutverlust mit Bier im Biergarten wieder auf. Dort beschlossen sie, sich wieder beim Kegeln zu treffen.

Dachsbau 1927
Dachsbau 1927

Weitere Kegelbahnen gab es im Gasthaus Krone, im Schützenhaus und im Bürgerhaus. Von der Freiluftbahn im Dachsbau steht noch die Anlage.

Im 1984 in Sulzbach erbauten Freihof befindet sich noch eine Kegelbahn, die aber Corona bedingt momentan auch geschlossen ist.

Das Kegeln war ein in Malsch ein beliebtes Freizeitvergnügen, das sowohl in lockerer Runde als auch in festen Kegelclubs gespielt wurde. Diese trafen sich in regelmäßigen Abständen, sei es wöchentlich oder monatlich, um mit festen Spielregeln den jeweils Besten des Abends bzw. die Beste des Tages zu ermitteln. Die Verlierer pro Spiel durften einen Betrag in die gemeinsame Kasse einbezahlen, aus der dann auch Vereinsausflüge gesponsert wurden. So war das Kegeln nicht nur eine sportliche Betätigung, sondern förderte auch das gesellige und freundschaftliche Miteinander.

Allerdings hat in den letzten Jahren die Begeisterung für das Kegeln nachgelassen. Die älteren Kegler konnten aus gesundheitlichen Gründen das Kegeln nicht mehr ausüben und die jüngeren haben sich anderen Freizeitvergnügen zugewandt. Die „Holzhacker“ hatten beim Ferienprogramm der Gemeinde 2011 mit jungen Menschen gekegelt und versucht, sie für diesen Sport zu begeistern.

So ist von den in Malsch über die letzten Jahrhunderte existierenden 7 Kegelbahnen nur noch eine in Sulzbach übrig geblieben.

Neben den Beiträgen aus den Büchern von Wilhelm Wildemann und Artikeln aus den Gemeindeanzeigern danken wir für ihre Informationen Angela Philipp (Deutscher Kaiser), Käthe Deubel (Freundschaft), Walter Gräßer und Bernhard Eckert (Holzhacker),Elfriede Sänger (Schützenhaus), Marlene Breidert (Sulzbach) und Mitarbeitern vom Rathaus.   

Marianne Grässer

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