Hat sie die Überschrift neugierig gemacht ? Vermutlich ist der geneigte Leser oder Leserin über das Fremdwort „Tympanon" gestolpert. Doch keine Bange, ebenso erging es uns, als wir anfingen uns mit dem wohl ältesten Kleindenkmal auf Malscher Boden näher zu befassen.
Also, was ist das, ein Tympanon, Mehrzahl Tympana (gr.) ?
Es handelt sich dabei um ein verziertes Giebelfeld welches in der Regel über der Tür einer Kirche angebracht ist.
Ein schönes Beispiel wie solch ein Giebelfeld einer wohlhabenden Abteikirche aussehen kann können wir am Beispiel von Rheinmünster-Schwarzach sehen, wohl aus der Zeit um 1200 stammend.
Doch auch wir besitzen solch ein Tympanon in Malsch wenn auch von schlichterer Art. Über dem Nebeneingang an der Nordseite der St. Peterskapelle auf dem Friedhof ist ein Solches in die Mauer eingelassen. Mit Sicherheit war dies nicht sein ursprünglich vorgesehener Platz sondern ist wohl bei den Umbauten 1683/1728 dort eingefügt worden.
Dass es sich dabei um die Darstellung des Heiligen Petrus handelt steht außer Zweifel. Schwierig wird es aber bei der Deutung der verlorenen bzw. unkenntlich (gemachten) linken Seite.
Etwas genaueres lässt sich etwas über das Alter des Steines sagen. Schon äußerlich läßt die grobe und rauhe Beschaffenheit Darstellung auf ein recht hohes Alter schließen. Allein die grobe Herstellung weist den Stein noch vor die Zeit der Spätgotik d. h. vor das 15. Jh.
Ein weiterer, noch wichtigerer Hinweis gibt uns die Form des Schlüssels welcher Petrus in Händen hält.
Der Schlüssel besitzt einen runden Griff. Diese Art von Schlüssel war vor allem im 11./12. Jh. und davor gebräuchlich. Erst später kamen rautenförmige Schlüsselgriffe in Gebrauch was auch am o.g. Beispiel von Rheinmünster-Schwarzach zu sehen ist.
Der Stein kann also mindestens in das 11./12. Jh. gesetzt werden und darf so mit Fug und Recht als das älteste Kleindenkmal von Malsch betrachtet werden.
Bei Giebelfeldern stehen häufig der Titelheilige (im Falle unserer Kapelle St. Peter) und der Stifter des Gotteshauses und (oder) ein weiterer Patron nebeneinander.
Nun wollen wir uns das Tympanon einmal näher betrachten: Daß es sich bei unserer Figur um den Heiligen Petrus handelt, haben wir bereits erwähnt. Petrus weist sicherlich auf das Patrozinium von Kloster Weißenburg hin, welches schon im Jahre 1065 Besitz im Ort hatte und Lehensgeber war. Also war die Malscher Friedhofskapelle wohl die ursprüngliche Dorfkirche.(*)
Dass auf dem ursprünglichen Tympanon drei Personen abgebildet waren, ist aus der Form und der Größe zu erschließen. Wer könnte das nun gewesen sein ? Neben Petrus sind noch Fragmente einer Figur zu erkennen die dessen rechte Hand hält, welche aber in der Größe die Petrusdarstellung übertrifft. Mit großer Wahrscheinlichkeit war Christus abgebildet. Eine Darstellung des Stifters, z.B. ein früher Weisenburger Abt oder gar fränkischer Adeliger, dürfte ausscheiden weil im oberen Teil der Figur ein Heiligenschein erkennbar ist, der wohl nur Christus zugedacht war.
Jetzt bleibt noch die Frage, wer befand sich auf der linken Seite unseres Tympanon ? Hier käme nun eine Darstellung des Stifters oder des Paulus´, Christus flankierend, in Frage.
Klarheit könnte aber nur eine wissenschaftlich exakte Untersuchung des Steines bringen. Eine erste nähere Augenscheinnahme zeigt, daß die mittlere und linke Figur zumindest in Fragmenten noch vorhanden sein könnten und mit einem Kalkgemisch bedeckt sind.
Es ist interessant, dass die Forschung bisher zur Zeitabfolge der Kirchen nur Patrozinien oder archivalischen Quellen gefolgt ist, das Tympanon der Peterskapelle aber nie als Beleg für deren wohl mehr als 1000 jährigen Geschichte herangezogen wurde.
Zwar ist der Stein im Inventar der badischen Kunstdenkmäler von 1936 verzeichnet doch wird außer dem lapidaren Hinweis auf ein zum mittelalterlichen Bau gehörendem Steinrelief mit der Figur St. Petri nicht weiter darüber berichtet.
Nehmen Sie sich einmal die Zeit und betrachten Sie dieses, in Stein gehauene Kleinod an unserer Friedhofskapelle und stellen Sie sich vor, wie viele Schicksale an diesem stummen Zeugen vorbeigezogen sind. Wenn Steine reden könnten....
Zum Schluss unserer kleinen Abhandlung dürfen wir herzlich Dr. Ludwig H. Hildebrandt/ Wiesloch danken für mannigfache Unterstützung und wertvolle Hinweise. Auch gratulieren wir ihm zur Verleihung des Ehrentellers der Stadt Wiesloch für seine Verdienste zur Heimatkunde am Oberrhein.
(*) Über die mögliche Situation die zur Erbauung unserer Cyriakuskirche führte, wie auch über den ersten nachweisbaren Pfarrherrn von Malsch wollen wir ein anderes Mal berichten.