Katholische Kirchengemeinde



Die Geschichte der Kirche St. Cyriak in Malsch. In zwei Berichten im MAZ. Bericht 1 vom 28.4.2020.

Mit freundlicher Genehmigung vom Verlag MAZ und der Autorin Beatrix Ottmüller, Bericht 2. Alle Fotos, außer die gekennzeichneten, von Beatrix Ottmüller. MAZ vom 13.05.2020.

 

St. Cyriak erlebte verschiedene Umbauten und Renovierungen

Wechselhafte Geschichte: Vom Bauwerk der Spätgotik zur modernen Pfarrkirche

(bo). Eine erlebnisreiche Geschichte kann die Pfarrkirche St. Cyriak erzählen, die weithin sichtbar auf dem Kir­chenbuckel in Malsch thront. Rainer Walter und Gerhard Bullinger von den Heimat­freunden nahmen das MAZ mit auf eine Tour und erläu­terten die historischen Belege und Besonderheiten des Bauwerks, die noch heute zu erkennen sind.

Es ist belegt, dass bereits im Jahr 1458 eine katholische Kir­che dort eingerichtet wurde und noch immer stammen Teile des zuletzt im Jahr 2008 renovier­ten Gebäudes aus dieser Grün­dungszeit. Wer genau hinsieht, kann die verschiedenen histo­rischen Elemente und Zeitzeu­gen der imposanten, ursprüng­lich aus der Gotik stammenden Kirche, deutlich erkennen. 

Das erste Gotteshaus in Malsch wurde vermutlich unter der Regentschaft von Reginbodo Graf von Malsch zwischen den Jahren 1086 und 1110 errichtet (MAZ berichtete, Heft Nr. 18, Seiten 6 und 7). An Stelle dieser Kirche wurde im Jahr 1458 eine neue Kirche im gotischen Stil gebaut, deren Turm noch heu­te das Ortsbild prägt. Der unte­re Teil des Turmes ist im Ori­ginal erhalten, leicht zu erken­nen an den gröber gehauenen roten Sandsteinen. Auch die Fenster stammen aus dem Jahr 1458. Der obere Kranz, über der ersten Fensterreihe, wurde spä­ter ergänzt, als die Kirche von 1824 bis 1826 erweitert wurde. Die Steine, die für den Neubau von Turm und Kirche verwen­det wurden, stammen wahr­scheinlich von der ehemali­gen Burg Waldenfels, die Graf Reginbodo bei Waldprechts­weier errichtete.

Die oberen Fenster des Turms zierten den Chorbereich des gotischen Originalbaus, ledig­lich eins davon musste beim Umbau ergänzt werden. Aller­dings sieht nur der Experte den Unterschied, für den Laien ist nicht festzustellen, welches das neuere ist. Erst bei der Sanie­rung des Glockenturm im Jahr 2013 entdeckten die Restaura­teure an sieben der acht Fenster Nuten, zur Befestigung des Gla­ses, was ihre Herkunft verrät. 

Hauptportal ist Original

Den Glanz des Gebäudes aus dem 15. Jahrhundert verrät das Hauptportal der Kirche im Glo­ckenturm, durch das man in das Kirchenschiff gelangt. Es ist aus Holz gearbeitet und fällt durch seine großen und recht filig­ran gearbeiteten Gusseisen­beschläge auf. Links daneben ist ein Weihwasserbecken aus weißem Sandstein eingelassen, das durch seine typische Form ebenfalls seine gotischen Wur­zeln verrät. Etwas weiter links ist ein auffälliger weißer Sand­stein im Gemäuer verbaut. Es zeigt einen Kelch und eine Hostie und trägt die Jahreszahl 1458. Es wird vermutet, dass es sich dabei um die Grabplatte des Pfarrers Sebastian Laub aus dem Jahr 1443, handelt.

An der Stirnseite der Kirche befindet sich am Sockel links ein Eckstein, in dessen vier Ecken je ein Weihkreuz einge­meiselt ist.

Grund­stein des Neubaus im Jahr 1824 verbaut.

Kirchenneubau im ersten Teil des
19. Jahrhunderts

Von 1824 bis 1826 war der großherzogliche Baumeis­ter Friedrich Weinbrenner für Malsch verantwortlich. Er war zwar ein moderner Architekt, sah aber die Schönheit histo­rischer Gebäude, was sich in seiner Arbeit, die große Tei­le Badens noch heute prägt, wiederspiegelt. Er hielt es für richtig das Schöne zu bewah­ren. Ihm wird dieser Satz zuge­schrieben: „Berücksichtigen wir, dass es unverantwort­lich bleibt, wenn etwas Merk­würdiges und Schönes aus der Zeit unserer Vorfahren ohne Notwendigkeit ruiniert oder gar vernichtet wird.“ Es dürf­te ihm zu verdanken sein, dass die Pfarrkirche St. Cyriak ihre gotisch-romanischen Elemen­te auch nach dem Umbau 1826 behielt und Teile der ursprüng­lichen Kirche aus dem Jahr 1458 erhalten blieben.

Beim Kirchenneubau wurde auch die Mauer um die Kir­che zur Hauptstraße hin erwei­tert. Davon zeugt eine Wandta­fel aus dem Jahr 1826. Ein Wap­penstein aus dem Jahr 1735, der während der Ägide von Pfar­rer Johann Remaklus Kramer, Pfarrer in Malsch von 1716 bis 1736, gesetzt wurde, befindet sich in der inneren Mauer. 

Renovierungen verändern die Ausstattung der Kirche

Im Innern der Kirche erinnert nach verschiedenen Renovie­rungen nicht mehr viel an die Kirche aus dem 19. Jahrhun­dert und an das Original des 15. Jahrhunderts. Tritt man durch das Portal im Glocken­turm, geht der Blick nach oben zu einem Kreuzgewölbe. Sei­ne Mitte ziert ein Wappen mit einem Abtsstab des Klosters Herrenalb, was auf die Herr­schaft der Klosters Herrenalb in Malsch hindeutet. Im Ein­gangsbereich der Kirche fin­det sich ein imposantes Tauf­becken aus rotem Sandstein aus dem Jahr 1458. Es ist heute mit einem Kupferdeckel verschlos­sen, in dessen Griff ein großer Bergkristall gearbeitet wurde. 

Das Innere der Kirche ist heu­te modern und minimalistisch eingerichtet. Das war nicht immer so. Erst in den 1970er-Jahren musste die traditionel­le Einrichtung weichen. Diese Neugestaltung stieß nicht nur auf Gegenliebe.

Die Empore wurde entfernt und auch die Kanzel, die für Predi­gen genutzt wurde, verschwand. Der hölzerne Hochalter aus dem Jahr 1874, der den Chor­raum zierte, wurde eingemottet und die großen Deckenbilder des Malers Augustin Kolb aus dem Jahr 1905 wurden verklei­det. In ihre Stelle traten moder­ne Elemente.

Erst im Jahr 2006 wurde der Hochaltar wiederentdeckt, res­tauriert und wieder an sei­nem angestammten Platz auf­gestellt. Gleichzeitig wurden die Deckenbilder freigelegt, die direkt auf die Holzdielen aufge­malt sind. Auch die 14 Bildta­feln aus dem Jahr 1850, die Sze­nen des Kreuzweges Jesu dar­stellen, waren seit der Reno­vierung in den 1970er-Jahren ausgelagert. Erst seit Abschluss einer erneuten Renovierung im Jahr 2006, die eine Symbiose aus alt und neu zulässt, sind sie wieder in St. Cyriak zu sehen. 


Kirche St. Cyriak

Wilhelm von Hirsau, Reichenbacher Codex, Landesbibliothek Stuttgart
Wilhelm von Hirsau, Reichenbacher Codex, Landesbibliothek Stuttgart

Ein Beitrag zu ihrer Entstehung*

Auch wenn sich heute das Gesicht von Alt-Malsch in vielerlei Hinsicht geändert hat, so blieb doch eines fast unverändert. Der sogen. Kirchenbuckel mit unserer katholischen Pfarrkirche St. Cyriak zeigt sich immer noch als dominierender Wächter über dem Ort. Egal von welcher Himmelsrichtung aus man sich unserem Dorf nähert, immer taucht, gleich einem Orientierungszeichen, die Gestalt des Kirchturmes auf.

 

Dieser Eindruck dürfte schon immer so gewesen sein, auch wenn erst um 1826 während der Kirchenerweiterung der Hügel seine jetzige Größe und Gestalt erhalten hat. Noch heute kann man zwischen der Rosen- und Waldprechtsstraße deutlich die Terrassen sehen, welche damals durch das Abgraben entstanden sind und mit deren Aushub der Hügel nach Südosten erweitert wurde.  

 

Die markante Erhebung des Kirchenbuckels hat, in Verbindung mit der einmal Malsch durchziehenden Römerstraße, schon immer die Phantasie der Heimatforscher angeregt und so ist es nicht verwunderlich, daß man bemüht war, beides, den Hügel und die Straße miteinander zu verbinden.

 

Doch hat sich die gelegentlich zitierte Theorie eines römischen Heiligtums oder gar Tempels auf dem Hügel bis dato nicht beweisen können, weder durch Funde noch durch sonstige Hinweise und muß nach dem aktuellen Forschungsstand offen bleiben.

An dieser Stelle haben wir einige Male schon das Buch der Malscher Vergangenheit bis weit zurück in die Zeit des Hochmittelalters aufgeschlagen und uns bemüht den geneigten Lesern zu zeigen, welche Rolle das Dorf unter der Herrschaft des Grafen von Malsch gespielt hat. Und so wird auch heute das Adelsgeschlecht der Reginbodos im Mittelpunkt dieses Beitrages stehen:  Wir wollen den Versuch wagen und erklären, wie es sehr wohl möglich sein kann, daß unsere Kirche St. Cyriak in genau dieser Zeit gegründet wurde und als ehemalige Eigenkirche des Grafen von Malsch zu betrachten ist.

Doch um das zu verstehen ist es notwendig unser kleines hochmittelalterliches Dorf zu verlassen und zuerst einen Blick auf die damalige Situation im Reich zu werfen: Doch allzu weit müssen wir gar nicht gehen.

Um das Jahr 1070 hatte Wilhelm von Hirsau, der später selig gesprochen wurde, in eben diesem Kloster nahe der Stadt Calw im Nagoldtal, die Leitung übernommen und es entschlossen zu einem Mittelpunkt der Kirchenreform und so zum  mächtigsten päpstlichen Stützpunkt in Deutschland. gemacht.  Aus dieser anfangs innerkirchlichen Reformbewegung entwickelte sich dann der sogenannte „Investiturstreit“ bei dem es vordergründig darum ging, wer, Papst oder Kaiser, die hohen kirchlichen Würdenträger einsetzen konnte. Zwischen beiden kam zu einem erbittert ausgetragenen, jahrelangen Machtkampf. Der Streit verwüstete Deutschland durch einen endlosen Bürgerkrieg und wurde erst im Jahre 1122 unter Heinrich V. durch das Wormser Konkordat beendet

Ein nicht unerheblicher Teil des südwestdeutschen Hochadels verband sich damals mit der Hirsauer Reformbewegung und ihrem außergewöhnlichen Abt. Auch Reginbodo, Graf im Ufgau mit Sitz in Forchheim, und seine Gefolgsleute gehörten dazu. Die Parteinahme für den Papst und gleichzeitige Ablehnung von Kaiser Heinrich IV. führte dazu, daß dieser dem Reginbodo im Jahre 1086 während eines Aufenthalts in Worms, das Grafenamt entzog und den Ufgau dem Bistum Speyer unterstellte.

 

Als Reaktion auf diese Maßnahme dürfte das Reginbodogeschlecht ihren Aufenthalt zunächst nach Malsch verlegt haben. Die Antwort auf die Maßnahme des Kaisers war gut geplant und ihr weiteres Vorgehen entsprach einem durchdachten Konzept. Formal machtlos, aber offensichtlich sehr begütert,  hat diese Sippe von hier aus begonnen durch Rodung eine Herrschaft aufzubauen. Wir haben früher schon einmal dargelegt, daß ein Großteil der Dörfer auf der Linie Freiolsheim – Völkersbach – Spessart bis nach Stupferich und Grünwettersbach ihre Gründung wohl diesem Grafen zu verdanken haben.

Die Hirsauer Reformbewegung beschränkte sich jedoch keineswegs nur auf den klösterlichen Bereich sondern war auch Anlaß für die mit ihr verbundenen Adeligen, ihre Parteinahme für die Sache des Papstes u.a. durch die Gründung von Kirchen zu unterstützen.

 

Die Gründung einer Kirche hieß auch Vermehrung von Einfluß und Vermögen, galt doch der Grund und Boden auf dem eine Eigenkirche entstand als Eigentum desjenigen, der die Kirche gegründet hat.

Auch wenn Malsch theoretisch nach wie vor Lehen von Kloster Weissenburg ist, so sind die Dinge im Reich durch bürgerkriegsähnliche Zustände in diesen Jahren des Investiturstreites so verworren, daß es dem Reginbodogeschlecht gelingt zusammen mit dem Bau ihrer Burg und Kirche, eine Herrschaft zu errichten.

 

Durch die Gründung einer Eigenkirche in Malsch gelang es, das Dorf kirchlich aus dem Reichskloster Weissenburg herauszulösen und dem Bistum Speyer, zu welchem Weissenburg gehörte und das treu zum Kaiser stand, zu entfremden. Ohne Zweifel steht die Kapelle St. Peter in frühem und engem Zusammenhang mit St. Peter und Paul von Weissenburg und war die ursprüngliche Malscher Dorfkirche.

 

Auch das von ihm zur Pferdezucht angelegte Dorf Stupferich stattet er mit einer Kirche aus, welche er um 1110 an Kloster Hirsau gibt. Wie in Malsch ist die dortige Kirche St. Cyriak geweiht. Zu dieser Zeit ist er erneut Graf im Ufgau, nennt sich jetzt aber nach seinem neuen Wohnsitz „Graf von Malsch“. Wenn er also Kirchen in seinen Rodungssiedlungen besaß, wie zwingend muß er dann am Sitz seiner Herrschaft und namensgebenden Ort eine Eigenkirche in seinem Besitz gehabt haben.

 

Einen weiteren Hinweis auf die Verhaltensmuster des vom Hirsauer Reformeifer erfaßten Adels liefert uns ein anderes Geschlecht im Ufgau das in enger Beziehung zum Grafen von Malsch steht, nämlich die Liutfriede (ursprünglich von Ettlingenweier): Wenn Liutfried (von Bruchhausen) im Jahre 1115 drei Viertel der Kirche von Ettlingenweier an das Kloster Reichenbach im Murgtal schenken konnte, dann deutet das darauf hin, daß diese Kirche einmal als Eigenkirche im Besitz dieser Familie war.

Es geht nicht an, daß Gefolgsleute des Reginbodo Eigenkirchen oder zumindest große Anteile davon besitzen, er aber nicht. Wie schon hingewiesen, dürfte, zusammen mit dem Bau der Burg Waldenfels, der Bau einer Eigenkirche das Erste gewesen sein, das die Reginbodosippe in Angriff nahm, nachdem sie Forchheim verlassen und nach Malsch übergesiedelt war.

Ein weiterer Aspekt erscheint interessant: Das Adelsgeschlecht der Ebersteiner war später im Besitz der Malscher Pfarrkirche und vergab deren Einkünfte als Lehen; ein weiterer Hinweis auf die Gründung durch die Reginbodos, denn andere Beispiele zeigen uns, daß das, was als Eigengut vorher in Händen der Malscher Grafen war, nach deren Verschwinden um 1120 in Händen der Ebersteiner erscheint. Verwandtschaftliche Gründe scheinen naheliegend.

 

Noch einen wichtigen Anhaltspunkt wollen wir erwähnen der im Patrozinium des Heiligen Cyriakus begründet ist:  Als im Jahre 1091 die große Kirche von Hirsau vollendet war, befand sich dort ein Altar, an dem St. Cyriak verehrt wurde. Was liegt näher, als daß Reginbodo von hier den Patron für sein Geschlecht und seine Eigenkirchen in Malsch und Stupferich übernommen hat.

 

Die Sache wird noch zwingender wenn man weiß, daß am selben Hirsauer Altar St. Dionysius verehrt wurde und dieser ist bis zum heutigen Tag der Kirchenheilige von Ettlingenweier, derselben Kirche, die man als Eigenkirche des schon erwähnten Liutfried (von Bruchhausen), Reginbodos Gefolgsmann, kennt. Beide, Reginbodo und Liutfried dürften sich also die Anregung zu den Namenspatronen ihrer Eigenkirchen von Hirsau geholt haben.

Im Jahre 1458 wird in Malsch eine neue Kirche gebaut. Tatsächlich eine Neue oder ein Umbau der vorhandenen Kirche des Reginbodo? Dem Autor liegen nur Auszüge der damaligen Korrespondenz vor, doch wo sonst als an ihrem bis heute angestammten Platz hätte die hochmittelalterliche Kirche, also die  Kirche der Reginbodos, gestanden haben sollen?

 

Die Malscher hätten damals gerne ein Haus mit zwei Gewölben gehabt was ihnen von der Obrigkeit verwehrt worden ist. Auch auf einen recht hohen Kirchturm haben sie Wert gelegt.

Man darf davon ausgehen, daß man 1458 auf der Kirche des Reginbodo gebaut hat, denn lange schon vor diesem Bau besteht in Malsch eine Pfarrkirche wie ja der Wechsel des Patronatsrechts an das Frauenkloster Lichtenthal aus dem Jahre 1340 beweist.

 

Daß mit dieser 1340 erwähnten Pfarrkirche nicht die heutige Kapelle St. Peter gemeint sein kann, zeigt ein weiteres, bis heute übersehenes Urkundenfragment aus dem Jahr 1402, welches ausdrücklich von einer Kapelle St. Peter und der Pfarrkirche berichtet, wenngleich der Hinweis auf den heiligen Cyriak darin fehlt. Doch dafür, daß zu irgendeiner Zeit ein Patroziniumswechsel erfolgt wäre, gibt es keine Anhaltspunkte.

 

(Übrigens verrät uns die oben erwähnte Urkunde noch weitere interessante Details aus der Malscher Dorfgeschichte. So können wir die Liste der Pfarrherren zu Malsch, aufgestellt von unserer verdienten Heimatforscherin Lore Ernst (DG S. 395) ergänzen indem wir  einen noch früheren Pfarrherrn für Malsch feststellen. „Pfaff Cunrat Hoppeltancz, Pfarrer zu Malsch“ siegelt im Jahre 1396 und 1402 zwei Urkunden).

 

St.Cyriak als Malscher Kirchenheiliger

Daß bei der Wahl des Kirchenheiligen nicht nur dessen Heil- und Segenswirkung sondern auch die politische Überzeugung des adeligen Stifters eine mindestens so wichtige Rolle spielte, haben wir schon erwähnt und die Verbindung zu Hirsau nachgewiesen.

 

Zwar ist die erste schriftliche Nachricht von St. Cyriak als Malscher Patron erst aus dem Jahre 1683 überliefert, aber es gibt keinen Hinweis, daß die Kirche vorher einen anderen Heiligen gehabt hat.

 

Der Heilige Cyriakus gehört zu den Vierzehn Nothelfer. Schon in karolingischer Zeit waren seine Gebeine nach Neuhausen nahe Worms überführt worden. Als sein Todesjahr, er starb während der Christenverfolgung unter Kaiser Maxentius, vermutet man das Jahr 304 oder 305.

 

Vor allem vor schlechtem Wetter und Frost erwartet  man seinen Schutz so daß er als Schutzheiliger der Winzer gilt und gerade in den Weinanbaugebieten, wie der Pfalz weit verbreitet ist. Die katholische Kirche feiert ihn am 8. August.

Fassen wir nochmals zusammen:

1057: Das Adelsgeschlecht der Reginbodos erscheint als Grafen im Ufgau mit Sitz in Forchheim

 1069: Der Selige Wilhelm (von Hirsau) trifft erstmals in Hirsau ein.

1075: Wilhelm erhält von Heinrich IV. weitreichende Privilegien für Kloster Hirsau.

 1077: Heinrich IV. in Canossa (Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst)

 1080: Aufblühen der Hirsauer Reformbewegung

 1082: Beginn der Bautätigkeit in Hirsau

1085: Die Kirche von Kloster Reichenbach, einer Filiale von Hirsau wird geweiht

  1086: Reginbodo verliert durch Heinrich IV. das Grafenamt und verlegt seinen Sitz von Forchheim nach Malsch.

Ab dieser Zeit gelingt es Reginbodo, ausgehend von Malsch, eine Eigenherrschaft aufzubauen

 

Bau von Burg Waldenfels

 

Entstehung von St. Cyriakus welche als Eigenkirche der Reginbodofamilie Pfarrkirche von Malsch wird und dadurch St. Peter, entstanden wohl im 8.Jh. , als solche ablöst.

Rodungstätigkeit auf der Hochfläche entlang der Linie Freiolsheim-Völkersbach-Spessart bis Stupferich.

1091: Fertigstellung des Münsterbaus in Hirsau

1090 – 1097: Heinrich IV. in Italien, Deutschland fast sieben Jahre ohne Kaiser

 Vor 1091: Bau von St. Cyriak in Stupferich als weitere Eigenkirche.

 (Nach 1091 möglicherweise Bau der Kirche in Grünwettersbach, die Ähnlichkeit des Kirchturms mit Hirsau ist außergewöhnlich, auch war Stupferich jahrhundertelang Filiale von Grünwettersbach)

 Zwischen 1103 und 1106: Reginbodo erlangt erneut das Amt des Ufgaugrafen (Entweder noch unter Heinrich IV. im Jahre 1103 anläßlich des allgemeinen Reichsfriedens von Mainz oder ab 1106 unter dessen Sohn, Heinrich V.)

Um 1100: Reginbodo nennt sich Graf von Malsch und macht Schenkungen an Hirsau, u.a. die Kirche von Stupferich

1115: Liutfried von Bruchhausen, Gefolgsmann von Reginbodo, gibt seinen Besitz an Kloster Reichenbach im Murgtal, einer Filiale von Hirsau. Als Zeuge treten Reginbodo, zahlreiche Adelige des Ufgaus, der Ortenau, des Pfinz- und des Kraichgaus auf. Ebenso sind nicht weniger als sieben Männer aus Malsch erwähnt

 1340: Aus der Hand des Ritters Wiegand von Berghausen geht das Patronatsrecht auf das Cisterzienserinnenkloster Lichtenthal über. Dieser wiederum hatte es als Lehen von den Ebersteinern gehabt

1402: Eine Urkunde berichtet uns von einer Kapelle St. Peter und einer Pfarrkirche in Malsch.

1458: Bau der spätgotischen Kirche in Malsch.

1826: Erweiterung der Kirche. Nach einem Vermerk des Landesdenkmalamtes wurden dafür die Steine der noch als Ruine bestehenden Burg Waldenfels fast vollständig abgetragen und beim Bau des Gotteshauses verwendet.

Wir haben erneut gesehen, welche Dominanz das Adelsgeschlecht der Reginbodos  in jenen Jahren für unser Dorf gehabt hat. Besonders das Wirken Reginbodos (II.), des einzigen Grafen von Malsch, seine Energie bei der Erschließung und Kolonisierung von neuem Siedlungsland und sein Glauben an die Hirsauer Reformbewegung, haben bis heute ihre Spuren hinterlassen.  Im Mannesstamm vermutlich der letzte seines Geschlechts war sein Tun trotzdem zukunftsorientiert und wirkt hinein bis in unsere Tage.

 Dem Versuch, das Wirken dieses Grafen für Malsch nachzuzeichnen, gilt auch dieser Aufsatz.

 So hoffen wir, den interessierten Lesern über einen Abschnitt unserer Ortsgeschichte, die gerade im 11./12.Jhd. auch Kirchengeschichte ist, einiges Wissenswertes vermittelt zu haben

 

Mag auch das Eine oder Andere zu kurz gekommen sein oder strengen, wissenschaftlichen Maßstäben nicht ganz genügen, so soll man nachsichtig sein und nicht vergessen, wie spärlich schriftliche Quellen aus dieser Zeit vorhanden und wie schwierig diese zu lesen, zu übersetzen und schlußendlich zu interpretieren sind.

 

Für sachbezogene Kritik, Anregungen, ja sogar für Lob bin ich offen und ausgesprochen dankbar und freue mich darauf. Für die zahlreichen Gespräche und Diskussionen zum Thema Reginbodo und den daraus entstandenen Anregungen darf ich unserem jungen Heimatfreund Thomas Meyer und unserem jung gebliebenen Mitstreiter Eugen Heinzler aufrichtig danken.

 

Kontakte zum Thema sind immer erwünscht!

*Für diesen Beitrag wurden Teile einer von mir bislang unveröffentlichten Dokumentation mit dem Titel „Burg Waldenfels in den Spielfinken – Die Geschichte einer Burg aus salischer Zeit“ verwendet.

Gerhard Bullinger

Kirche in Grünwettersbach             Kirche in Stupferich


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