Reginbodo (II.), Graf von Malsch und die erste urkundliche Erwähnung von Sulzbach
Ohne Zweifel hat Sulzbach eine lange Vergangenheit mit wechselvollen Schicksalen als Siedlungsplatz und Bauerndorf.
Seine begünstigte Lage, hoch über dem sumpfigen Bruchgelände, war schon in der Römerzeit, vielleicht auch schon früher von den Kelten erkannt worden und ist durch Funde aus den ersten Jahrhunderten n. Chr. belegt. Auch die sehr frühe, heute in Vergessenheit geratene Bezeichnung „die alte Burg" für das Gelände bei den Wickenwiesen könnte als Hinweis auf eine frühere Besiedlung gedeutet werden. Ebenso läßt der alte „Hörweg" (Heerweg), heute fälschlicherweise als Heuweg umgedeutet, auf römischen Wegebau schließen. (\ )
Da bislang keine systematischen Grabungen durchgeführt wurden, kann allerdings auch keine sichere Aussage darüber getroffen werden, ob sich hier (vermutlich im Gelände der „Hellenreben") einer der zahlreichen römischen Gutshöfe des Dekumatenlandes oder möglicherweise auch ein kleineres Kastell befunden haben.
Unweit der alten Römerstraße von Baden-Baden nach Ettlingen sind mehrere römischer Höfe in dichter Nachbarschaft nachzuweisen.
Nach dem Alemannensturm und später in der Frankenzeit mag der Platz ebenfalls besiedelt gewesen sein obwohl die Germanen es in der Regel vermieden haben die alten Wohnplätze der Römer zu übernehmen sondern sich eher in der Nähe derselben ihre Holzhäuser errichtete
Nach ihrem Sieg über die Alemannen und der Übernahme des Gebietes durch die Franken wurde ein straffes Verwaltungssystem eingerichtet und das eroberte Land in Gaue und später in überschaubare Grafschaften eingeteilt.
Zwischen der Pfinz und der Oos erstreckte sich der Ufgau (oberer Gau nach Süden) mit dem Grafschaftsvorort Forcheim, von dem aus ein vom König eingesetzter Gaugraf sein Amt ausübte.
Gegen Ende des 11. Jhdts. deutete sich im Reich, verursacht durch das Zusammentreffen verschiedener Gründe, ein gesellschaftlicher Wandel an.
Die Bevölkerungszahl war stark gestiegen. Ausgehend vom regionalen und lokalen Adel begann eine neue Phase der Kolonisierung unserer Heimat. Das Altsiedelland genügte nicht mehr die Menschen ausreichend zu ernähren; man begann in sogenannten „Waldgängen" auf die Hochflächen vorzustoßen was mit einer Welle von Rodungen und der Gründung neuer Siedlungen einhergin
Möglicherweise ausgelöst oder doch zumindest begünstigt war diese Entwicklung durch eine spürbare Erwärmung des Klimas in Mitteleuropa zwischen 1100 und 1350 geworden („Kleines Optimum") die ein Vordringen in höhere Lagen notwendig und möglich machte aber schon zu Beginn des 15. Jhdts. durch Kälteeinbrüche und sehr strenge Winter ihr Ende fand und einen Prozeß der Wüstungen einleitete.
Wer aber waren die treibenden Kräfte bei der Erschließung des neuen Siedlungslandes ?
Es waren gleich mehrere mächtige und einflußreiche Hochadelsgeschlechter in unserer Heimat tätig welche zwischen der Oos und der Pfinz die Kolonisierung der bisher unbesiedelten Wälder vorantrieben.
So waren da die einflußreichen Hohenberger, Gründer von Kloster Gottesaue, die eine ihrer Burgen auf dem Turmberg bei Durlach errichtet hatten oder die aus der Ortenau (damals noch Mortenau genannt) kommenden Ebersteiner, welche sich im vorderen und mittleren Murgtal emsig betätigten und von dort aus auf die Albhochfläche strebten.
Im Ufgau allerdings dominiert eine Adelssippe mit dem Leitnamen Reginbodo, welche seit Mitte des 11. Jhdts. mit kurzer Unterbrechung das Amt des Grafen im Ufgau innehat.Einer aus dieser Familie, Reginbodo (II.), der wohl Letzte seines Geschlechts aber für die Geschehnisse in unserer Heimat sicherlich Bedeutendste, hatte um das Jahr 1105 den Grafschaftssitz von Forchheim nach Malsch verlegt und oberhalb des Dorfes, nahe der alten Ausbausiedlung Waldprechtsweier, auf einem kleinen Bergkegel die Burg Waldenfels errichten lassen.
Eine ganze Reihe Dörfer dürften den Anstoß zu ihrer Gründung eben diesem Grafen von Malsch zu verdanken haben. Völkersbach und Freiolsheim, die innerhalb der Mark Malsch lagen und dort ihre besonderen Rechte genossen, ebenso wie Burbach, Schöllbronn und Spessart mögen dazu gehört haben, mit Sicherheit war Stupferich eine Gründung Reginbodos (II.) dessen Kirche bis heute den gleichen Schutzpatron wie Malsch, nämlich St. Cyriak hat. Auch im Kraichgau dürfte er begütert gewesen sein.
In jener Zeit, der Salier Heinrich V. regierte das Reich, war der sogenannte Investiturstreit zwischen Kaiser und Papst noch immer nicht entschieden. Der Adel im Reich war gespalten, nutzte aber den Streit, um seine Befugnisse und territorialen Eroberungen auszudehnen und zu festigen.
Es gibt überzeugende Anhaltspunkte, daß die Sippe der Reginbodos auf der Seite von Rom gestanden hat, denn Reginbodo (II.) macht bedeutende Schenkungen an die Benediktiner von Kloster Hirsau, das als Reformkloster eine führende Stellung einnahm.
Nun ist uns auch überliefert und so kommen wir wieder auf Sulzbach zurück, daß ein Edelfreier aus der Gefolgschaft Reginbodos mit Namen Luitfried sich ebenfalls kolonisatorisch im Ufgau betätigte und zwar legte er, innerhalb der Mark Ettlingen, auf einem relativ schmalen Streifen vom sumpfigen Bruch ausgehend bis auf die Albhochfläche einen „Weiler im Sumpf", sowie die Siedlungen Rimmelsbach und eben unser Sulzbach an.
Ohne Zweifel stand auch er, wie sein Gaugraf Reginbodo in Opposition zum Kaiser und unterstützte die cluniazensische Bewegung unter Führung der Hirsauer Mönche.
So besaß er Anteile an der Kirche von Ettlingenweier (Ounuswilare), die er an Klosterreichenbach, einer Filiale von Hirsau, vermachte und dadurch dem Zugriff und der Einflußnahme des Kaisers entzogen hat.
Nun kommen wir zur Frage, woher wir das alles wissen.
Die Antwort gibt uns das sogenannte Schenkungsbuch von Reichenbach (heute Klosterreichenbach im Murgtal), in welchem die Erwerbungen und Übereignungen an dieses Kloster, von dessen Entstehung an, gewissenhaft erfaßt und vermerkt worden sind.
Und nun wird es spannend: Im Reichenbacher Schenkungsbuch begegnet uns der fast einmalige Glücksfall, daß dieses Verzeichnis in zwei ähnlichen und trotzdem unterschiedlichen Handschriften vorliegt.Beide Bücher entstammen dem Hochmittelalter, sind in dem damals üblichen amtlichen Latein verfaßt und in einem zeitlichen Abstand von etwa 50 Jahren entstanden.
Die erste Fassung, nach ihrem Aufbewahrungsort, dem Benediktinerstift St. Paul in Lavanttal in Kärnten/Österreich benannt, entstand wohl ab 1099; die zweite Handschrift, die sogenannte Stuttgarter Handschrift, wurde zwischen 1143 und 1152 angelegt. (\ \ )
Und genau dort, in beiden Handschriften findet sich, im Zusammenhang mit einer Schenkung an das Kloster Reichenbach im Murgtal, für das Jahr 1115 die erstmalige Erwähnung von Sulzbach.
Diese Dokumente sind in mancherlei Hinsicht sehr aufschlußreich und geben uns eine Vielzahl von Anhaltspunkte über die Herrschaftsverhältnisse und das Beziehungsgeflecht des hohen Adels unserer Heimat im Hochmittelalter.
Aus dem Text geht hervor, daß der Edelfreie Luitfried seine, in der Grafschaft Forchheim gelegenen Besitzungen, nämlich das, um seine Burg angelegte „Dörflein im Bruch" (das damals noch namenlose Bruchhausen), den Ort Rumilnisbach (heute Rimmelsbacher Hof), seine Besitzungen in Ouneswilare (Ettlingenweier) nebst den ihm zustehenden Rechte an der dortigen Kirche sowie das Dorf Sulzbach mit seiner ganzen Gemarkung an das Kloster gegeben hat.
Da er alleiniger Besitzer von Dorf und Gemarkung war, liegt die Vermutung nahe, daß der Ort wohl unter seiner Herrschaft entstanden ist.
Die Bestätigung der Schenkung erfolgte am 27. Mai 1115 (Christi Himmelfahrt) im Kloster selbst, wo die Urkunde auf dem Altar der Kirche deponiert worden ist.
Drei Wochen darauf, am 18. Juni ist vor dem Grafengericht in Malsch diese Übertragung im Beisein zahlreicher Zeugen, u.a. dem Abt des Mutterklosters Hirsau und dem Gaugrafen Reginbodo (II.), Graf von Malsch („comes de Malsc"), feierlich bestätigt worden. Das Beisammensein von zahlreichen adeligen Zeugen läßt auf die Bedeutung dieser Schenkung schließen und war für das noch junge Kloster im Murgtal ein großer Vermögenszuwachs.
Somit darf der Edelfreie Luitfried (von Bruchhausen) wohl als Gründer des heutigen Dorfes Sulzbach angesehen werden, unterstützt und gefördert von Reginbodo (II.) Graf von Malsch.
Dieser Aufsatz ist meiner Mutter und allen Sulzbachern gewidmet!
Gerhard Bullinger
(\ ) Eine reizvolle Spekulation ergibt sich durch Verlängerung der Linie des „Heuweges" weiter in nordwestliche Richtung; trifft man doch genau auf die, teilweise unter der Autobahn liegenden römischen Gebäudereste am Hurstbuckel
(\ \ ) Es soll der Vollständigkeit halber vermerkt werden, daß die Texte beider Handschriften in mancherlei Hinsicht größere Unterschiede aufweisen, nicht aber im Bezug auf die Nennung von Sulzbach. So werden bei der Fassung von St. Paul (also der älteren) wesentlich mehr Zeugen aufgeführt als bei der Stuttgarter Handschrift und weite Teile des Textes lehnen sich an eine, im 10. Jhdt. verfassten Urkunde aus Cluny an. Dies näher zu untersuchen und zu erläutern würde aber den Umfang dieser Skizze sprengen.
Weiterführende Literatur:
Alfons Schäfer: Staufische Reichslandpolitik und hochadelige Herrschaftsbildung im Uf- und Pfinzgau und im Nordwestschwarzwald vom 11. – 13. Jahrhundert, Oberrheinische Studien, 1970
Rüdiger Stenzel: Die Geschichte der Stadt Ettlingen, Ib, 1968
Stephan Molitor, Das Reichenbacher Schenkungsbuch, 1997
Die „Namenstagsurkunde“ des Dorfes Sulzbach. Zu sehen ist die wohl älteste Erwähnung von Sulzbach, aufgezeichnet für das Jahr 1115. Auszug aus dem Reichenbacher Schenkungsbuch, Fassung von St. Paul. (Abb. mit freundlicher Erlaubnis des Stiftarchivs des Benediktinerstftes St. Paul in Lavanttal in Kärnten/Österreich) |
Reginbodo, Graf von Malsch, führt bei der Schenkung des Luitfried die Reihe der weltlichen Zeugen an. Auszug aus dem Reichenbacher Schenkungsbuch, Stuttgarter Fassung. (Abb. mit freundlicher Genehmigung der Württembergischen Landesbibliothek, Handschriftenabteilung, Stuttgart
Ohne Zweifel handelt es sich bei Sulzbach um einen alten Siedlungsplatz mit langer Vergangenheit und oft wechselvollen Schicksalen.
Seine, von der Natur begünstigte Lage hoch über dem sumpfigen Bruchgelände war schon in der Zeit der römischen Herrschaft erkannt worden und ist durch Funde aus dem 2./3. Jh. n. Chr. belegt. Entlang der alten Bergstrasse reiht sich ein römischer Gutshof an den nächsten. Eine sehr alte, heute in Vergessenheit geratene Bezeichnung: „die alte Burg“ für das Gelände nahe den heutigen Wickenwiesen könnte ebenfalls als Hinweis auf eine frühe Besiedlung gedeutet werden. Auch auf dem Gelände der „Hellenreben“ scheint noch manch unentdecktes archäologisches Objekt auf seinen Entdecker zu warten. Kelten, Römer, früh- und hochmittelalterliche Siedler mögen hier schon ihr Zuhause gehabt haben.
Sichere, d.h. schriftliche Kunde über unser Dorf erhalten wir doch recht früh. Schon für das Jahr 1115 finden wir die erste Erwähnung des Ortes, interessanterweise in der noch heute gebräuchlichen Schreibweise „Sulzbach“, die in den nachfolgenden Jahrhunderten einige Veränderungen und Variationen erfuhr.
Das Dorf musste 1115 für die damalige Epoche eine gewisse Größe gehabt haben, denn der Chronist schreibt von „Sulzbach vicus“ also von dem Dorf Sulzbach und nicht von viculus wie es nur für ganz kleine Ansiedlungen und Weiler benutzt wurde.
Im Jahre 1295 wird auch die Lochmühle erwähn
Ein Gefolgsmann des badischen
Markgrafen, der Ritter Reinhard von Rüppurr bewirtschaftet einhundert Jahre später einen Hof in Sulzbach als Lehen.
Bis zum Anfang des 15.Jh. waren die Sulzbacher nicht verpflichtet Abgaben an ihren Landesherrn, den Markgrafen zu machen. Im Jahre 1404 aber sollte sich dieses ändern. Von Markgraf Bernhard stammt das älteste so genannte „Urbar“ der Markgrafschaft Baden in welchem auch „Sultzbach daz dorfflin“ nicht vergessen wurde und von nun an zur jährlichen Abgabe herangezogen wird.
Streitigkeiten und Vergleiche mit den benachbarten Dörfern begleiten uns durch die Jahrhunderte. Mal geht es um Weidgang und Beholzung zwischen Sulzbach und Malsch, wonach „die von Sulzbach an Malsch sechs Pfennige Zins dafür zahlen, dass sie auf Malscher Gemarkung weiden lassen dürfen“ (Januar 1430) oder man verhandelt über die „Zufahrtsgerechtigkeit“ derer von Völkersbach in die Lindenhard (August 1444).
1532 werden die „Gefälle“ (Abgaben) an das Kloster Frauenalb neu festgelegt.
Das gleiche geschieht 1573, das Kloster Reichenbach im Murgtal betreffend.
Kloster Reichenbach (im Murgtal) war durch die Schenkung des Adeligen Liutfried im Jahre 1115 ursprünglich Dorfherr von ganz Sulzbach gewesen.
Ein heimatgeschichtlich überaus interessantes Dokument stellt das Sulzbacher Dorfbuch aus dem Jahre 1572 dar. Das Buch besteht aus 16 Pergamentblätter und 4 weiter eingeheftete Papierblätter. Darin aufgeführt finden sich die Dorfrechte „wie sie verzeichnet haben Hans Jakob Ryss, der Vogt; Noha Forchheimer, der Keller und Ludwig Wygersheimer, Schultheiß zu Ettlingen…“ Ebenso erhalten hat sich dort ein Vertrag zwischen Sulzbach und Ettlingenweier, den Weidgang und die Beholzung in den „Brüchlein“ betreffend.
Dieses kostbare Dokument der Heimatgeschichte harrt leider bis heute seines Bearbeiters.
Auch über, aus gegenwärtiger Sicht, Banalem wurde in früheren Zeiten erbittert gestritten: Somit erfahren wir aus diesen Akten die Namen so manchem unserer Vorfahren wie z.B. :von Jakob Lumppen der 1609 einen Vergleich erkämpft wegen des Weges hinter seiner Scheuer und der „Rohrwiese“.
Auch die Hofpächter des markgräflichen und des klösterlichen Hofes streiten wegen des Weges beim „Gassenacker“ (1610). Wir hören von Sebastian Beckenstoßen und von Hans Strickfaden die einen Anteil am kleinen (Kloster) Reichenbacherhof halten („...darauf vor Jahren ein Haus und Scheuer gestanden, welches bei diesen leidigen Kriegswesen eingefallen…“).
Aber auch zwei, auf der Allmend gesetzte Obstbäume bewegte die Gemüter und erfordern 1620 einen Augenschein (Ortsbesichtigung). Im Jahre 1663 vergleichen sich die Dörfer Ettlingenweier und Sulzbach einmal mehr betreffend des „Jesuitenzinses“. Dass Bildung schon im 17.Jh. einen hohen Stellenwert besessen hat, wissen wir spätestens 1683 als von der Dorfschule zu Sulzbach berichtet wird. Eine Inventur aller Häuser, Äcker, Wiesen und Waldung wird amtlicherseits im Jahre 1772 angesetzt. Eine Beschreibung des Großherzogthum Baden von 1814 teilt uns mit, dass es sich bei Sulzbach um „ einen kleinen Ort handelt, mit 199 Einwohner, einer Schule, 39 Wohn- und 72 Nebengebäuden, zugehörig zum Bezirksamte Ettlingen und zur Pfarrey Ettlingenweier“. Soweit unser Ausflug in die Vergangenheit von Sulzbach.
Erschienen ist
dieser Aufsatz erstmals 2008 im Festbuch des Kirchenchores St. Ignatius zu dessen 175 jährigen Bestehen. |
Das römische
Sulzbach
Eine bemerkenswerte
archäologische Initiative
Nachfolgend soll eine beispielhaft durchgeführte archäologische Aktivität zweier Bürger vorgestellt werden, die sich auf die Suche nach römischen Siedlungsspuren in Sulzbach machten und auf Anhieb erste beachtliche Erfolge erzielen konnten.
Wir Heimatfreunde sind darüber
sehr erfreut, nicht zuletzt auch deshalb, weil wir durch frühere Veröffentlichungen Hinweise auf die Lage der vermuteten Siedlung, Hilfestellung und Anregung geben konnten. Man darf sich
wünschen, dass durch diese und weitere Forschungsarbeiten die Sulzbacher Ortsgeschichte im Speziellen eine große Bereicherung erfahren wird und neue Erkenntnisse über die Siedlungsgeschichte
unserer Heimat im Allgemeinen aufgedeckt werden. Gerade auch im Hinblick auf das bevorstehende Ortsjubiläum können die Ergebnissedieser Forschungen einen Glücksfall für die gesamte Gemeinde
darstellen. Die Heimatfreunde werden diese spannenden und wichtigen Arbeiten nach besten Kräften unterstützen. hier der verkürzte Bericht.
Gerhard Bullinger
Fundstelle, Funde, Ergebnisse,
Perspektiven
Der oben nahezu plateauförmig verlaufende Hügel, Teil der Vorbergzone, ist wohl eine abgesunkene Scholle, die bei der Grabenbildung des Schwarzwaldrandes entstand. In der Flurkarte mit der Bezeichnung „Hellenreben“ versehen, erhebt er sich unmittelbar am östlichen Rand der Kinzig-Murg-Rinne und besteht an der Oberfläche aus pleistozänen Ablagerungen von Löss, der aus den eiszeitlichen Schottern der Kinzig-Murg-Rinne bzw. der Rheinebene ausgeblasen wurde (glaziale bzw. spätglaziale Fluglössauflage mit einer deutlichen, der Hauptwindrichtung entsprechenden West-Ost-Strukturierung, deren Mächtigkeit nicht verifiziert werden konnte).
Die Lössauflage ist - bedingt durch die Struktur der Tonminerale (3-Schicht-Minerale), die neben einem hohen Mineralanteil auch einen günstigen Wasserhaushalt besitzen – ungemein fruchtbar. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die „Hellenreben“ ursprünglich landwirtschaftlich stark genutzt wurden, liegt doch im Westen die wenig fruchtbare, teilweise versumpfte Niederung der Kinzig-Murg-Rinne und im Osten der Anstieg des Schwarzwaldrandes mit den ebenfalls wenig fruchtbaren Horizonten des Buntsandsteins. So ist auch verständlich, dass der Siedlungskern des Dorfes Sulzbach sich eher zum Waldrand hin orientierte.
Vielleicht hat man auch bewusst einen „römischen Siedlungsplatz“ nicht mehr besiedelt, dessen Materialien (Sandsteine) aber als Baumaterial benutzt.
Auffällig sind die unterschiedlich starken Terrassierungen an der Westseite der „Hellenreben“ zur Kinzig-Murg-Rinne sowie an den Nord- bzw. Südflanken zu den beiden Bachläufen bzw. zum sog. „Hörweg“ (heute Heuweg) hin.
Zahlreiche behauene Sandsteine finden sich zum Teil in den Stützmauern entlang des Wegrandes wieder (am Zugangsweg von der Gartenstraße her). Dabei könnte es sich durchaus um Mauersteine von ehemaligen Fundamenten handeln.
Inzwischen wird im Gewann „Hellenreben“ nur noch vereinzelt Landwirtschaft betrieben. Die ursprünglich intensiv bewirtschaftete Fläche (wohl auch schon römischer / spätrömischer oder mittelalterlicher Weinbau) wird derzeit weit weniger stark genutzt, als es noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war.
Reinhard Jaksch, geboren und aufgewachsen in Sulzbach, äußerte im Herbst 2009 bei einem Gespräch, dass sich nach seinen Informationen im Gewann „Hellenreben“ ein römischer Gutshof oder ein kleines „römisches Kastell“ befunden haben könnte, zumindest eine kleine spätrömische Ansiedlung. Er habe schon in den 50- und 60-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts einige alte Scherben in den damals noch intensiv bewirtschafteten „Hellenreben“ gefunden. Nach Angaben seiner bereits verstorbenen Mutter (Maria Jaksch, geb. Eder) sollen dort in den 1930-er Jahren auf einem Grundstück von Verwandten unter der Leitung von Hauptlehrer Josef Geiger im Rahmen des Heimatkunde- und Geschichtsunterrichts Grabungen durchgeführt worden sein, welche die Vermutung einer römischen Anlage in den „Hellenreben“ bestärkt hätten (so zuvor schon von Oberförster Schrikkel vom Markgräflichen Forstamt Ettlingen beschrieben; vgl. Sulzbach – Ein Dorf im Wandel der Zeit, 2005 verlag regionalkultur, S. 20).
Bereits mehrere Fundstücke aus römischer Zeit (in Sulzbach bzw. auf der Gemarkung Sulzbach), deren Originale sich im Badischen Landesmuseum Karlsruhe befinden, deuten ohnehin auf eine frühere römische Ansiedlung in oder bei Sulzbach hin.
Im November 2009 fanden wir bei einem Erkundungsgang in den „Hellenreben“ auf einem frisch gepflügten Feld einzelne Scherben sowie kantige Sandsteinstücke, die eigentlich in mit aeolischem Löss durchsetztem Ackerboden nicht vorhanden sein dürften. Die Fundstücke waren durch vorangegangen Regen freigespült worden. Sie wurden von uns gereinigt und gesammelt.
Daraufhin nahmen wir Kontakt mit Herrn Dr. Günther Wieland vom RP Karlsruhe (Ref. Archäologische Denkmalpflege) auf und führten eine gemeinsame Ortsbegehung in den „Hellenreben“ durch. Dr. Wieland schloss dabei Anhaltspunkte für ein kleines römisches Kastell zunächst aus, konnte sich aber durchaus vorstellen, dass sich eine „villa rustica“ in diesem Gewann befunden habe, zumal in unmittelbarer Nähe (Gefällwald, Römerweg, Hurstbuckel) römische Siedlungsspuren vorhanden seien. Fundplätze in den „Hellenreben“ seien aber bisher noch nicht kartiert.
Weitere Fundstücke im Frühjahr 2010 konnten die Vermutung erhärten, dass sich in den „Hellenreben“ jedenfalls eine römische Ansiedlung befand. So findet man wie schon beschrieben an der Oberfläche (auf gepflügter Ackererde) neben vereinzelten Tonscherben auch kantige Sandsteine, bei denen es sich wohl um Teile des seinerzeit üblichen Füllmaterials von Mauern handelt. Bei einem Aushub wurde diese Annahme bestätigt. Bereits in ca. 45 cm Tiefe stießen wir auf größere bearbeitete Sandsteine und Mauerteile sowie mehrere Ziegelfragmente, ausgeblühte Nägel und zahlreiche weitere Scherben typisch römischer Grob- und Feinkeramik in unterschiedlicher Form und Ausprägung.
Gemeinsam mit Herrn Dr. Wieland
nahmen wir nochmals eine entsprechende Ortsbesichtigung vor und informierten auch den Ortsvorsteher von Sulzbach, Herrn Jörg Schneider, sowie die Herren Albert Schneider und Gerhard Bullinger von
den „Heimatfreunden Malsch e.V.“. In einer nachfolgenden Besprechung am 8. November 2010 im Rathaus Sulzbach wurden die samt Dokumentation präsentierten Hellenrebenfunde von Herrn Dr. Wieland als
„eindeutig römisch“ bewertet und zeitlich dem „2. bis 3. Jahrhundert n. Chr.“ zugeordnet. Wegen Kapazitätsmangels komme eine aufwändige Sondierungsgrabung unter der Leitung des RP in nächster
Zeit jedoch nicht in Betracht. Bei einer evtl. Ausstellung der Fundstücke im Rahmen der 2015 stattfindenden Ortsjubiläumsveranstaltungen werde man erforderlichenfalls aber gerne Hilfestellung
leisten.
Bericht und Abbildungen: Reinhard Jaksch - Sulzbach, Bernd Schaller – Ettlingen
Immer wieder beschäftigen sich die Heimatfreunde Malsch auf der Suche nach Geschichte und Geschichten aus dem Dorf. Diesmal geht es um die Motoradfahrer des Freizeitclub´s "Triumph Bergfreund Sulzbach". Rainer Walter von den Heimatfreunden Malsch schrieb diese Geschichte aus Sulzbach nach einem Gespräch mit Otto Jörger, Sulzbach auf.
In den Jahren 1949 und 1950 fanden in Malsch Motorradrennen statt. Mit großer Begeisterung gab es viele Zuschauer. Die Begeisterung für diese Fahrzeuge war besonders bei Männern sehr hoch.
Die
ehemalige Firma Erich Wildemann in Sulzbach hatte bis zum Jahre 1955 die Vertretung von Triumph - Motorradfabrik und verkaufte Motorräder dieser Firma. Viele Männer aus Sulzbach, Malsch und
Umgebung kauften bei ihm diese Maschinen.
1951 gründeten 6 Männer einen Motorradclub. Otto Jörger schlug den Namen "Triumph Bergfreund Sulzbach" vor. Die Anzahl der Freunde erhöhte sich auf ca. 22 Fahrer. Erich Wildemann wurde der 1.
Vorsitzende.
Jährlich machten diese Fahrer zwei bis drei Ausflüge und Bildersuchfahrten in die nähere Umgebung. Das badische Weingebiet um Steinbach und Neuweier und die Gegend um Bad Herrenalb war ein gerne
angefahrenes Ziel. Gelegentlich fuhren auch die Ehefrauen mit. Regen war kein Hindernis und alle Fahrten verliefen unfallfrei. Es wurden folgende Fahrzeuge verwendet: Triumpf 125 und 250,
Kreidler und eine Boss 350.
Heinz Lutz, heute wohnhaft in Gaggenau hatte immer seinen Fotoapparat dabei und machte viele Bilder.
Sein Vater hatte bis in die 1950er Jahre in Malsch das Geschäft Drogerie Lutz. Dort konnten auch Filmarbeiten bestellt werden.
Ende der 1950er Jahre kauften sich zunehmend Motorradfahrer einen PKW und der Verein löste sich schleichend auf.
Heinz Lutz übergab einige Bilder von diesen Fahrten über Erich Kastner an Rainer Walter von den Heimatfreunden Malsch. Familie Lutz hatte in den 1950er Jahren in Malsch eine Drogerie. Dort befindet sich heute Optik Giese.