ANEKDOTEN die es nicht in den Büttel Nr. 4 „175 Jahre Bahnhof Malsch“ geschafft haben.


Mathilde Gräfinger:

 

Als meine Mutter vom Schwarzwald zu besuch kam musste Sie den weiten Weg vom Bahnhof bis zur Oberen Mühle irgendwie zurücklegen. Sie setzte sich bei vorbeifahrenden Bauern hinten auf den Bauernwagen auf die Verlängerung und ließ sich so weit als möglich mitfahren.

Mathilde Gräfinger

Es gab eine Toilette im Bahnhof. Fritz Müller, verstorben und Wilhelm Kühn, Fahrdienstleiter, verkauften hinter dem Schalter die Bahnkarten.

 

Neutral Jg. 1954

Als kleines Kind fuhren wir mit der Oma und der Bahn zu den entferntere Verwandten in den Schwarzwald. Die einzige Möglichkeit die Familie zu besuchen, Auto hatten wir noch nicht.

 

Als schulpflichtiges Kind musste ich jeden Morgen um 6:45 Uhr mit dem Fahrrad von der oberen Mühle zum Bahnhof fahren. 7:05 Uhr fuhr der Zug nach Karlsruhe zur Nebeniusschule ab. Unsere Fahrräder stellen wir für kleines Geld beim Café Mayer unter (beste Hähnchen überhaupt). An der Sperre (Zugang zum Bahnsteig) wurde von einem Bahnmitarbeiter die Karten geprüft, bevor man den Steig betreten durfte. Es war immer ziemlich viel los.

 

Rainer Walter

1958 hatte einer unserer Malscher Mitfahrer immer einen Schraubenzieher dabei. Er schraubte die schönen Kleiderhaken ab und verkaufte sie.

 

Ich kaufte bei Emil Kunz Stinkbomben. Auf der Fahrt nach Karlsruhe legte ich sie auf den Boden des Waggons. Irgendjemand trat auf die Glasampulle und der Gestank verbreitete sich schnell. Die Leute rissen die Fenster auf dabei verklemmte sich eines davon. Als ich es dann reparieren wollte ging das Glas zu Bruch. Die Bahnpolizei von Karlsruhe verlangte dann von mir 13,50 Mark für die Reparatur.

 

In der Zeit als noch nicht jeder ein Auto besaß musste ich jeden Morgen mit dem Fahrrad zum Bahnhof fahren damit ich zunächst in die Schule in Karlsruhe und ab 1960 zu meiner Lehrstelle bei der AOK in Karlsruhe kam. Beim Café Mayer wurde für 50 Pfennig in der Woche das Rad untergestellt. Ein Freund von mir kam sehr oft zu spät dass er sein Rad unabgeschlossen an die Sperre stellt um noch schnell den Zug zu erwischen. Die Bahnangestellten verwahrten dann das Rad und gaben es gegen ein Entgelt am Abend wieder zurück.

 

Hunderte von Bahnfahrern standen früh morgens auf dem Vorplatz und warteten darauf das die Sperre geöffnet wurde. Gelegentlich wurde die Sperre so spät geöffnet, dass der Zug bereits einfuhr. Die wartende große Zahl an Fahrgästen konnten nicht mehr regulär abgewickelt werden. Wir jungen Fahrgäste stiegen trotz Protest der Bahnmitarbeiter über die Absperrung. Der Zug fuhr nämlich weiter, wenn die Aufenthaltszeit abgelaufen war. Alle Personen, die noch nicht eingestiegen waren, haben dann den Zug verpasst.

  

Einmal musste ich 20 Pfund Sauerkirschen die im Ort bestellt waren nach Karlsruhe zu meinem Ausbildungsplatz bei der AOK mitnehmen. Es kam aber kein Personenzug, alternativ mussten wir einen Güterzug besteigen. Es gab keine Sitzgelegenheiten und wir mussten damals alle stehen. Dennoch konnte ich die Sauerkirschen erfolgreich abgeben.

 

Gegenüber dem Schrankenwärterhäuschen war eine Rampe, dahinter ein Raum (?Gebäude?). Dort wurde z.B. von der Firma Mauterer Erzeugnisse zum Versandt abgegeben.

 

In den 1940/50er Jahren wollte der Schrankenwärter als seinen landwirtschaftlichen Arbeiten nachgehen. Er ließ die Schranken auf und der wenige Verkehr musste selber schauen ob ein Zug kam oder nicht.

 

Der letzte Schrankenwärter hieß Helmut Laible. Er verstarb 2017. Ein Schrankenwärter hieß Karl Klein.

 

Familie Strickfaden

Um 1975 war Anton Kastner Bahnhofsvorsteher. Ein Bahnbediensteter hieß Rösch (Bahnwärterhäuschen?). Beim Café Mayer stand als mehr als 50 Fahrräder im Schuppen. Das Kiosk Oplischtil und das Café Mayer wurde von unserem Getränkevertrieb beliefert. (Siehe Artikel Getränkefabrik Kastner – Sodawasserle)

 

Manfred Rubel

Die Fenster konnte man mit Lederriemen öffnen die unten um das Fenster geschlungen waren. Man musste den Riemen hochziehen und in einen Stift einhängen.

 

Die Eisenbahner Pfeife meines Opas (geschrieben von Manfred Rubel)

Wir Kinder „Am Fischweiher“ sind direkt an der Bahnlinie aufgewachsen. Dort war unser Spielplatz. Täglich konnten wir die Züge beobachten. Mein Opa war pensionierter Eisenbahner und so ist es kaum verwunderlich, dass ich als Kind eines Tages in der Abstellkammer eine Trillerpfeife fand. Ich fragte meinen Opa ob ich die Pfeife haben könnte? Er gab sie mir mit den Worten: „Aber mach mir ja keinen Blödsinn damit!“  Ich freute mich sehr über die Pfeife. Über den Satz meines Opas Barth wunderte ich mich allerdings.- Was könnte man mit einer Trillerpfeife wohl anstellen – außer pfeifen? So stand ich ein paar Tage später an der Bahnlinie und beobachtete eine Dampflok beim Rangieren. Das war eine spannende Angelegenheit, denn hinten an den Wagen arbeitete der Rangierer. Er hatte eine Trillerpfeife genau wie meine, und immer wenn er pfiff fuhr die Lokomotive vor oder zurück, so das die Wagen angehängt werden konnten. Nach einer Weile zückte ich meine Pfeife. Ich dachte es sei eine gute Idee jetzt auch einmal zu pfeifen. Wenn der Rangierer pfiff – erwiderte ich diesen durch einen Pfiff meinerseits. Warum der Lokführer plötzlich in seinem Führerhaus zu fluchen begann verstand ich aber nicht. Plötzlich entdeckte er mich mit meiner Pfeife, bückte sich, ergriff ein faustgroßes Stück Kohle und warf nach mir. Er war ein guter Werfer, nur ein beherzter Sprung zur Seite verhinderte einen Volltreffer. Ich lief nach Hause und erzählte meinem Opa was mir gerade passiert war. Zur Belohnung handelte ich mir eine schallende Ohrfeige ein. Danach gab es die Erklärung! Der Rangierer verständigt über das Pfeifsignal dem Lokführer wann und in welche Richtung er fahren muss. Jetzt wusste ich was mein Opa mit dem Satz: „Aber mach ja keinen Blödsinn damit!“ gemeint hat. Die Pfeife hat er mir wieder abgenommen. Ich fand sie Jahre später in seinem Nachlass wieder und habe sie bis Heute als Erinnerungsstück aufbewahrt.

 

Burgl Rademacher Erinnerung meiner Mutter:

Der Großvater meiner Mutter Rosa Knam, geb. Schottmüller,  Mathäus Heinrich, erzählte oft, dass am Abend Frauen mit dem Fuhrwerk zum Bahnhof fuhren -also vor 1900-, um ihre Männer abzuholen, die von der Arbeit kamen, um gleich wieder auf die Felder zu fahren.

 

Gedicht vom Bahnhof im Narrenblatt von 1961

Am Bahnhof

 

Die Leute feiern dieses Jahr,

die Bundesbahn als Jubilar.

Da ist es klar, daß was passiert:

Die Sperre wurde renoviert.

Bevor wir uns zur Neuen wenden,

woll´n wir der Alten noch gedenken,

Die Alte war noch gut in Schuß,

hatte zwei Türle als Verschluß.

Ein jeder konnte leicht durchmarschieren,

durch sie, die zu den Gleisen führen.

So ging der Ablauf leicht vonstatten,

daß alle ihre Freude hatten.

Doch jetzt ist's anders, welche Pein,

die Bundesbahn spart Leute ein.

Die alte Sperr hielt jahrelang,

doch glaubte sie doch schließlich dran.

Die Malscher, jeder kann es sehn,

jetzt nur noch durch ein Türle gehen.

Alles kann nur langsam rein,

inzwischen fährt der Zug schon ein,

Doch glaube keiner in Malsch sei nichts los,

hier sind sie nämlich im Sport ganz groß.

Die Sperre plötzlich zur Hürde wird

man springt darüber, nebeneinander zu viert.

Einer fing an, andre dann auch,

und schließlich ist es schon so Brauch.

Auch der Sportverein spezialisiert sich drauf,

trainiert nur noch den Hürdenlauf.

Am Abend ist es wie am Morgen

da haben die Leut´ die selben Sorgen.

Sie müssen hinter der Sperre Wurzeln schlagen,

das möchte doch niemand gern ertragen.

Der erste vespert schon zu Haus,

da kommt der letzte zur Sperre raus.

Oh Bundesbahn nun kannst du´s sehn,

die alte Sperr war doch bequem.

 Egon

 

Interview Frau Martha Scherer, geb. Rösch *29.8.1932

 

Wärterposten 177 b oder Bahnwärterhäuschen am Brückenwiesenweg. Gewann Pfanneneck. Haus im Eigentum der Bahn. Seite Richtung Ettlingen.

 

Vor der Familie Rösch wohnte die Familie Nold im schönen Bahnwärterhäuschen mit Garten. Davor wahrscheinlich eine Familie Maier. Damals war der Bahnübergang Brückenwiesenweg zu den Feldern noch beschrankt. Nach der Beseitigung des schienengleichen Übergangs 1939 diente das Haus ab 1944 als Wohnhaus für die Familie Rösch, der Bahnbediensteter war. Bei den häufigen Fliegerangriffen auf die Industrieanalgen und den Bahnhof mussten wir immer in den „Dohlen“ Schutz suchen. Ein niedriger, gemauerter Wasserduchfluss unter den Gleisen der Eisenbahn. Kurz bevor Malsch von den Franzosen besetzt wurde, verließen wir das Haus und unsere Hühner und Ziegen blieben zurück. Sie wurden von den Franzosen verspeist. Nach dem Tot meines Vaters wohnte meine Mutter noch bis Januar 1980 im Haus, das dann abgerissen wurde.

Mein Vater Johannes Rösch *24.06.199 +05.06.1979 war Bahnbediensteter. Sein Aufgabengebiet bestand im Verkauf von Bahnkarten am Schalter, Signalbedienung, Öffnung der Sperre und anderem.

Im Obergeschoss des Bahnhofs auf der Seite zur Bahnhofstraße wohnte mein Onkel Otto Rösch. Im selben Geschoss, auf der Schienenseite, wohnte die Familie Malsch, er war Bahnhofsvorsteher.

 

Während des Krieges gab es Zeiten bei denen kein Zug auf der Hauptlinie fuhr. Wir Kinder nutzen das und ließen einen Eisenbahnpritschenwagen das leichte Gefälle bis ungefähr heute Reitanlage runterrollen. Dann mussten wir den Wagen wieder hochschieben.

 

Als eine der ersten Bahnfahrten an die ich mich erinnern kann war ca 1944. Ich war 12 Jahre alt und meine Mutter setzte mich in die Bahn nach Windschläg zur Verwandtschaft. Alle Bahnstationen wurden aufgeschrieben. Heute noch kann ich diese Liste auswendig aufsagen.

 

Als wir das alte Schlafzimmer meiner Eltern im Garten des Bahnwärterhäuschens nachts verbrannten meldete ein Lokfahrer „Feuer neben der Bahn“. Der uns bekannte herbeigeeilte Bahnbedienstete konnten wir mit einigen Gläschen Schnaps davon überzeugen das keine Gefahr bestand.

 

Wilhelm Kunz 

Ich selbst bin in den Jahren 1960 - 1965 (bis zur Eröffnung des FZA (Fernmeldezeugamt) Malsch mit der Bahn nach Karlsruhe gefahren. Damals noch mit Dampflock.

Oft musste ich morgens von der Friedrich-Ebert-Str. zur Bahn rennen, weil ich schon auf dem Weg dort hin die schnaubende Lock einfahren hörte. Dann wurde ich von meinen mitfahrenden Freunden beim Aufspringen des anfahrenden Zuges auf die Plattform des letzten Waggons gezogen. Heute ist so was nicht mehr möglich.

  

Links neben dem Bahnhof stand auf einem Hügel eine Wohnbaracke. Heute ist der Hügel abgetragen. Auf dem Gelände befinden sich jetzt Parkpläze.

Vor der Familie Jaffke wohnte die Familie Rösch im OG des Bahnhofs. Mit der Familie Jaffke wohnte zeitgleich eine weitere Familie mit im OG. Leider kann ich mich an diesen Namen jetzt nicht erinnern.

Hans Rösch, der leider auch schon verstorben ist, bediente lange Zeit den Fahrkartenschalter. Dort gab es oft montags morgens und am Monatsersten lange Warteschlangen beim Kauf der entsprechenden Zeitkarte. Mancher erreichte dann auch seinen Zug nicht mehr.

 

Während des 2. Weltkrieges (vor allem gegen Ende) konnte die Bahn wegen Bombenschäden entlang der Bahnlinie oft nicht fahren. Malscher Pendler gingen dann oft zu Fuß schon

morgens um 3.00 Uhr zur Arbeit nach Karlsruhe und abends wieder nach Hause. Danach mussten oft noch landwirtschaftliche Arbeiten erledigt werden.  --> Aus Erzählungen meines Vaters.

 

Meine erste Bahnfahrt war in der ersten Hälfte der 50er Jahre. Damals mussten wir mit der ganzen Familie nach Karlsruhe zum Gesundheitsamt zur Röntgenreihenuntersuchung. Erst in späteren Jahren erfolgte diese in Malsch in einem "mobilen Röntgenzug".

 

Lange Zeit waren an der Fassade des Bahnhofsgebäudes noch Einschüsse aus dem 2.Weltkrieg zu sehen. Erst der Betreiber des "Alten Bahnhofs" erneuerte den Putz.

  

Rosalinde Balzer

 Liebe Heimatfreunde Malsch,

 

ich möchte mich einfach einmal für den Newsletter, den Sie mir schicken, bedanken.

Zum Bahnhofgebäude ist mir einfallen, dass Herr Willi Ochs wohnhaft in der Rosenstraße lange Jahre am Schalter bei der Fahrkartenausgabe arbeitete.

 

Nach einer Erzählung meiner Mutter Rosa Knam:

 

Als 1941 am Bahnhof in Malsch die Orangen flogen

 Über einige Tage fuhren Waggonzüge durch Malsch, in den Spanische Soldaten, die zur Francos „Blauen Division“ gehörten, Richtung Osten transportiert wurden.  Sobald die Soldaten Kinder sahen, warfen sie ihnen Orangen zu. Wie ein Lauffeuer sprach es sich im Ort herum und in den Folgetagen wurden es immer mehr Kinder, die den Bahnsteig in Malsch säumten. Sie jubelten den Spaniern und Portugiesen zu. Den Kindern waren diese Sommertage wie Weihnachten.

Die Soldaten kämpften im Russlandfeldzug. Als die Division 1943 aufgelöst wurde, hatten über 4000 von ihnen ihr Leben gelassen. Die spanische Regierung spricht von 4954 Toten. Mehr als 8000 wurden verwundet und 372 kamen in russische Kriegsgefangenschaft.

 

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