Eugen Essig

Eugen Essig wurde als eines von mehreren Kindern am 4. Februar 1878 in Schwieberdingen bei Ludwigsburg geboren. Sein Vater war Miteigentümer der Schwieberdinger Lamm-Brauerei. Der damit verbundenen, materiellen Sicherheit verdankte es der junge Eugen Essig wohl, dass er zunächst Forstwirtschaft studieren durfte. Später wechselte er zur Humanmedizin. Sein Studium führte ihn nach Kiel, Berlin, Tübingen und Freiburg. Nach dem Examen ließ er sich im Jahr 1905 in Malsch als Armenarzt nieder. Zu dieser Zeit war der Großteil der Bevölkerung noch nicht krankenversichert. Mit Sterholz aus dem Gemeindewald wurde der praktische Arzt, der auch Spitalarzt war, honoriert. Zum Einzugsgebiet seiner Praxis, die er nach seinem Haus in der heutigen Sézanner Straße betrieb, zählten neben Malsch, Waldprechtsweier und Völkersbach auch die Gemeinden Muggensturm, Freiolsheim, Moosbronn sowie die abgelegenen Flecken Mittelberg und Althof. Dr. Eugen Essig war der einzige Arzt am Ort und leistete deswegen auch bei vielen Hausgeburten Unterstützung. Im Ersten Weltkrieg wurde er zum Kriegsdienst einberufen und musste an die Front. Nach einer Verwundung kehrte er zurück und nahm den Praxisbetrieb wieder auf. Nach wie vor war er dabei der einzige Arzt in Malsch und arbeitete außerdem im Lazarett in Rastatt. Unermüdlich war er im Dienst seiner Patienten unterwegs.

 

 Seine Frau Paula und die sieben Kinder, fünf Mädchen und zwei Jungen, gaben ihm die nötige Kraft für seinen anstrengenden Beruf. Gepflegt wurde in der Familie Essig auch die Hausmusik. Als typischer Landarzt, der mit der Bevölkerung einen engen Kontakt pflegte, war Eugen Essig auch sehr naturverbunden. In seiner spärlichen Freizeit fand er Erholung und Entspannung in seinem Garten, ebenso auf der Jagd, beim Angeln oder als Imker bei seinen Bienen.

 

Während der Zeit des Zweiten Weltkriegs wurde Eugen Essig noch mehr abverlangt. Zeitweise war er wieder der einzige Arzt und Geburtshelfer in Malsch. Daneben war er in einem Karlsruher Lazarett eingesetzt. Außerdem hatte er die ärztliche Versorgung der Malscher Kriegsgefangenenlager sicherzustellen.

 

In der „autolosen Zeit“ nach Kriegsende musste er nicht selten zu Fuß weite Strecken zurücklegen, um die Patienten in seinem großen Einzugsgebiet zu besuchen. Im Winter, bei Schnee und frostigen Temperaturen, bedeutete das nicht selten lange Wege auf Skiern. Mit der Verleihung des Ehrenbürgerrechts am 4. Februar 1948, seinem 70. Geburtstag ehrte die Gemeinde Malsch einen Arzt, der sich im Dorf selbst und in der Region große Verdienste erworben hat.

 

Bis 1950, also mehr als vier Jahrzehnte, praktizierte Dr. Eugen Essig. Dabei war der Landarzt die meiste Zeit auf sich allein gestellt. Erst in den letzten Jahren wurde er bei seiner Arbeit von einem jüngeren Assistenten unterstützt. Seine Praxis übernahm sein Sohn Eberhard, der sie später wiederum an seinen Sohn Werner übergab.

 

Der beispiellose Einsatz, mit dem sich Dr. Eugen Essig jahrzehntelang um die Gesundheit seiner Patienten kümmerte, zehrte jedoch die eigenen Kräfte auf. Am 10. August 1950 erlag Dr. Eugen Essig einem chronischen Leiden. In der Fotogalerie der Malscher Ehrenbürger im Rathaus fand er einen gebührenden Platz. Eine Malscher Straße mit vielfältiger Bebauung trägt heute zur Erinnerung seinen Namen.

 

Dr. Essig mit Ehefrau Paula an der Kreuzung in Neumalsch

Praxis und Wohnhaus in der (alten) Bahnhofstraße

Dr. Essig mit drei seiner fünf Töchter Romy, Lotte und Anneliese.