Selbstversorger

Je länger man in der Zeit zurückgeht um so mehr haben die Menschen sich selbst versorgt. Das prägt selbstverständlich die Essenskultur und das was auf den Tisch kam.

 

Die angeheiratete Verwandtschaft Günter Heiberger, Opa Zimmer vom Kaufmannsbrunnen, ging in die Sparkasse zum Arbeiten. Dennoch besaß die Familie einen Kartoffelacker, Weinreben, ein Schwein, Ziegen, Hühner, Hasen und mehr. Man war zum großen Teil Selbstversorger oder kaufte nur sehr wenig dazu. Das war vor nicht mal 60 Jahren! Wie schnell hat sich das geändert. Und heute wissen die wenigsten wie Butter oder Käse gemacht wird, wie Wein gekeltert wird, wie ein Schlachttag ablief, wie Landwirtschaft funktioniert, usw.

... Schlachttag

 

Früher waren viele Malscher Selbstversorger. Selbstverständlich wurden die meisten heimische Tiere nicht nur für Eier, Dung, Milch u. ä. gehalten, sondern sie wurden auch irgendwann für den eigenen Verzehr geschlachtet. Meist im November/Dezemer musste der Metzger zur Hausschlachtung kommen. 

Hühner, Hasen (Ziegen?) wurden in der Regel selbst geschlachtet. Beim Schwein oder Kuh musste der Tierarzt das geschlachtete Tier anschauen und freigeben (Trichinenschau, Stempeln).

 

Notizen von Renate Kraft

 Anekdoten von Renate Kraft zu ihrem Vater Josef Kraft *19.5.1912 +17.9.2001, Metzger, gelernt bei Otto Schmied, dies war ein strenger Lehrmeister.

 

 

Einmal musste er am Fastnachtsdienstag bei eisiger Kälte gemetzelt werden. Beim Brühen der Sau sind ihn fast die Finger an der Kette hängen geblieben. An diesem Fastnachtsdienstag war nichts mehr mit Bäres machen, er war froh als er in der warmen Stube war.

 

Ein andermal war während des Brühens ein Erdbeben, dass fast die Sau aus der Brühmulde kippte.

 

Das tollste Erlebnis war jedoch, dass es bei spiegelglatter Straße, auch noch mit dem Fahrrad und dem Metzgergeschirr auf dem Gepäckträger stürzte. Als er endlich am Haus ankam war alles dunkel. Die Leute hatten vergessen, die Sau zu kaufen. Da war dann der Zorn groß vom Sepp. Er hat ein mords Donnerwetter los gelassen. Denen hat er nie mehr gemetzelt. Als dann nach geraumer Zeit sich der Ärger gesetzt hatte, kam dann der Spruch daraus:

Ich bin no, un wollt metzlä,

aber koi Sau war dahoim

 

Zum Vater. Er hat immer ein Lied auf den Lippen und er konnte auch alle Strophen vom Lied.

Die Frauen haben ihm beim metzeln auch sehr verwöhnt mit Süßem:

Rahmkuchen (Zuckerkuchen) mit Kartoffelsupp, Marmorkuchen, Linzertorte, Riemeleskuchen, Dampfnudeln mit Weinsoße, Apfelküchle, Pudding mit Vanillsoße.

 

Das Lustigste was er mal erzählte, war so:

„Also wir waren mitte im Wurstlä, do hat doch der Mann glischtä uf sei Frau kriegt und wollt´ se gschwind ins Schlafzimmer zerre. Halt ä mol hawwe gsagt, wie ich das do gemerkt häb. Doo bleibsch unn dräsch dä Wolf, not vergeht des.

 

Der Pfarrer hat schwarz gemetzelt. Kaplan Jäger hat das Moped laufe lasse, im Fall das die Sau schreit.

 


... Weinlese

 

Das "Herbsten" war wohl auch in früheren Zeiten mehrheitlich dem gewerblichen Bereich zuzuordnen. Es gab Selbstversorger aber der Arbeitsaufwand war enorm.

 

Jedenfalls war die Traubenlese ein immer festgelegter Tag (meist zwischen 10. und 15. Oktober) der am frühen Morgen mit der Kapelle,  die durch den Ort zog, eröffnet wurde.  

Aus Wilhelm Wildemann Buch "Malscher Leben" 1991 Seite 66
Aus Wilhelm Wildemann Buch "Malscher Leben" 1991 Seite 66

Buttermodel  Quelle selbst fotografiert  Fotograf Eichinger
Buttermodel Quelle selbst fotografiert Fotograf Eichinger

... Butter machen

 

Die Milch zum Buttern musste einige Tage Rahm bilden. Zum Buttern verwendete man ein Butterfass oder einen Butterquirl. Für ein Kilogramm Butter werden zwischen 20 – 25 Liter Milch benötigt.

Das Butterfass mit ca. 1,0 m Höhe und 25 cm Durchmesser am Boden stellte der Böttcher aus Eichenbrettern her. Es hatte eine Holzscheibe mit Löchern und in der Mitte einen Stiel. Durch das Loch wurde der Stiel heruntergeschoben und auf dem Fass festgedreht.

Zum Buttern wurde der Rahm von der Milch mit einem Schmandlöffel abgenommen und in das Butterfass gegeben. Die Scheibe (Rausche)  wurde mit dem Stiel schnell gedreht und der Rahm drückte durch die Löcher bis er feste Klümpchen bildete. Das Buttern dauerte unterschiedlich, je nach Temperatur des Rahmes. Die Masse wurde dann über einem Sieb geleert. Übrig blieb Buttermilch und die Buttermasse, die mit Wasser zu Butterklumpen geknetet wurde. Die Butter kam in Holzmodel oder wurde mit Pergament eingeschlagen. Für den Winter wurde die Buttermasse gesalzen und in Tonbehältnissen aufbewahrt.

Für kleinere Mengen gab es Holzbutterschleudern mit Kurbel und Buttergläser.  

 

 

... aus Malsch

 

Die Familien von Friseur Müller/Walter kauften täglich bei Malscher Bauern Milch. Diese wurde von Sohn Rainer abgeholt. Seine Mutter Else füllte diese in einen Behälter ab und ließ sie stehen, dass sich der Rahm oben absetzte.

 Dieser Rahm wurde abgeschöpft, 2 – 3 Tage gekühlt gesammelt, dann in ein Butterfass aus (Butter)Glas eingefüllt und von Else oder Rainer von Hand längere Zeit gedreht. Dabei wurde der Rahm immer dicker und es entstand Butter. Die Buttermilch wurde getrunken.

 

Als es noch keine Kühlschränke gab, verwendet man im Sommer kleinere Buttergläser, dafür öfter.


... die Werkzeuge dazu waren die alte Küchengeräte