Jung-Kreuz (Waldprechtsweierer Kreuz) auf dem Friedhof

Die Jahrhunderte überdauert…

 

Das nahezu 300 Jahre alte Kreuz des Waldprechtsweierer Bürgers Johann Jacob Jung schmückt nun den neuen Teil des Malscher Friedhofes.

 

Südlich der Kapelle St. Peter, hart an der alten Friedhofsmauer hatte es gestanden; wie lange schon, konnte uns niemand mehr sagen. Es war von Buschwerk so zugewachsen, dass es über Jahre nicht mehr sichtbar war und bereits als für verschollen angesehen wurde.

 

Durch einen glücklichen Zufall war es dann im Jahre 2009 wieder entdeckt worden, und war auch bald darauf ganz unvermutet im Mittelpunkt des Interesses.

Bei der Anlage des neuen Friedhofteiles stand eines Tages der Wunsch im Raum diesen, an geeigneter Stelle mit einem Kruzifix zu schmücken. 

 

Bei einem gemeinsamen Besuch von Herrn Pfarrer Dempfle, Herrn Becker als Vertreter der Gemeindeverwaltung sowie den Herren Heinzler und Bullinger von den Heimatfreunden Malsch vor Ort war man sich über die Wahl des Platzes bald einig. Da niemand mit der bisherigen, abgelegenen Lage des „Waldprechtsweierer Kreuzes“ besonders glücklich war, wurde beschlossen, dieses Hochkreuz in den neuen Teil des Gottesackers zu verlegen. Beauftragt mit dieser Arbeit wurde Bildhauer Grimm der bei dieser Aktion dann feststellte, dass das Kreuz auf einem in der Erde eingelassenen, bislang nicht sichtbar gewesenen Sockel aufgesetzt worden war, der nicht zum originalen Kruzifix gehören konnte. Deutlich ist nun nach der Aufstellung auf dem Sockel der Ausspruch

„Ruhe sanft. Wir sind mit Dir vereint.

Liebe nur an Deinem Hügel weint“

.zu lesen.

Am Kreuz selbst lesen wir das Jahr der Stiftung: 1715, sowie den Namen des Stifters: JOHAN JACOB JUNG. Einiges spricht dafür, dass der Stifter aus Waldprechtweier stammte. Ob es der damalige Schultheiß oder Stabhalter war muss allerdings offen gelassen werden, denn nach Paul Fütterer, Geschichte des Dorfes Waldprechtsweier (Waldprechtsweier, 1965) finden wir für das Jahr 1701 CLAUS JUNG, für 1717 NICOLAUS JUNG als Stabhalter. (wobei beide genannten Personen identisch sein könnten!).

 

Zur Pfarrei Malsch gehörten über Jahrhunderte die Filialen Mittelberg, Moosbronn, Freiolsheim sowie unser Waldprechtsweier. Der Friedhof für diese Filialen befand sich am Ort der Mutterkirche, also in Malsch. So können wir den Bogen schlagen, warum ein Bürger von Waldprechtsweier ein Kruzifix auf dem Malscher Friedhof errichten ließ.

(Noch heute sieht man am Bergwald die Spuren der „Totensteige“, der uralten Verbindung von Malsch nach Freiolsheim, Moosbronn und Mittelberg).

Waldprechtsweier hatte lange „weder capel noch kirch“, wie es in einer alten Urkunde heißt.

Wohl in der ersten Hälfte des 18.Jd. dürfte dort das erste kleine Gotteshaus gebaut worden sein, denn wir wissen für das Jahr 1727 von einer Kapelle, die aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht geweiht war!

Die Ansprache welche Pfarrer Thomas Dempfle anlässlich der Einweihung des Kreuzes auf dem neuen Friedhofsteil gehalten hat, scheint uns wert, hier an dieser Stelle (leicht gekürzt) wiederzugeben:

 Einweihung auf dem Friedhof

„Liebe Schwestern, liebe Brüder,

in Absprache mit Herrn Pfarrer Zeller von der Evangelischen Kirchengemeinde darf ich heute, an diesem Allerheiligentag und beim traditionellen Gräberbesuch unserer katholischen Pfarrgemeinde dieses hier neu errichtete Kreuz segnen, das nun seinen Ort hier auf dem neuen Teil unseres Friedhofes gefunden hat.

Es war mit ein wirkliches Anliegen, diesen neuen Teil unseres Friedhofes nicht nur zu segnen, sondern ihn auch mit einem Zeichen unseres Glaubens zu schmücken, einem Zeichen unseres gemeinsamen christlichen Glaubens, das auch unsere gemeinsame christliche Hoffnung auf Auferstehung und das ewige Leben bei Gott zum Ausdruck bringt, das uns aber auch Trost schenken kann in der Zeit des Abschieds von einem geliebten Menschen, den der Tod uns genommen hat und der hier auf unserem Friedhof seine letzte Ruhestätte findet.

Dieses Zeichen ist nun aber das Kreuz, das Kreuz Jesus Christi! – Jesus, er hat wirklich unseren Tod auf sich genommen. Er ist gestorben, wie wir sterben müssen, und er ist auch begraben worden. Doch Gott, unserer himmlischer Vater, er hat den Sohn nicht im Tod gelassen, sondern hat ihn – am dritten Tag – auferweckt von den Toten und ihn aufgenommen in sein himmlisches Reich. „Jesus lebt!“ – Das ist die Ostererfahrung der Jüngerinnen und Jünger Jesu, die sie uns bis heute bezeugen. – „Der Gekreuzigte ist der Auferstandene.“ – So wird Paulus später bekennen, ein Bekenntnis, das auch unser Bekenntnis ist und das Bekenntnis aller Christen auf der ganzen Welt, verbunden mit der Hoffnung, dass auch wir selbst, die wir durch die eine Taufe zu Jesus Christus gehören und uns zu ihm bekennen, auch selbst im Tod zum Leben kommen, zu einem neuen ewigen Leben bei Gott. Ja, auch wir selbst werden – wie Jesus, unser Herr – auferstehen aus unserem Tod in das Leben Gottes hinein!

 Doch bis es soweit ist, gehört das Sterben und der Tod zu unserem Leben dazu, Zeiten des Abschiednehmens und der Trauer, …schwere und schwierige Zeiten in unserem Leben, in denen wir uns nicht selten allein und verlassen fühlen, von Menschen und von Gott!

Doch stimmt das? Sind wir wirklich allein und verlassen? – Von Menschen vielleicht, weil es uns oft schwer fällt, gerade in schwierigen Zeiten aufeinander zu zugehen und beieinander auszuhalten, doch von Gott sind wir niemals allein gelassen. Gott verlässt uns nicht, auch dann nicht, wenn es schwer und schwierig im Leben wird! – Gerade dafür aber steht das Kreuz, das Kreuz Jesu Christi; denn es lädt uns ein, das Bild des Gekreuzigten zu betrachten, beim leidenden Christus zu verweilen, unser Leid mit seinem Leid zu konfrontieren und zu vereinen, …um so den Trost Jesu zu erfahren, der selbst am Kreuz Trost gefunden hat, nicht zuletzt mit den Worten des Psalms 22, von dem uns – leider Gottes – immer nur die ersten Worte überliefert werden: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“…der aber in Wirklichkeit ein einziges Glaubensbekenntnis zum Gott Israels ist und Ausdruck eines echten und tiefen Gottvertrauens, gerade in schwerer und schwieriger Zeit!

 Der Schrei der Gottverlassenheit, er ist ein einziges Gebet und der Ausdruck des Vertrauens in die Liebe und die Treue Gottes, der uns eben nicht verlässt, gerade auch dann nicht, wenn es schwer und schwierig wird, sondern der uns beisteht und uns aus unserer Not retten will, wenn wir IHM und seiner Gnade in unserem Leben denn nur die geringste Chance geben!

 

Liebe Schwestern, liebe Brüder, so aber ist das Kreuz Jesu Christi für uns als Christen wirklich ein Zeichen der Hoffnung und des Trostes!

So möchte ich an dieser Stelle aber auch allen danken, die die Errichtung dieses Kreuzes auf dem neuen Teil unseres Friedhofes unterstützt und umgesetzt haben: der Gemeinde Malsch: unserem Bürgermeister Elmar Himmel, seinem Rechnungsamtsleiter Harald Becker.

Nicht zuletzt aber trägt ja auch die Gemeinde die Kosten für die Umsetzung und die Renovierung dieses Kreuzes.

 

Ich möchte dabei aber auch die Heimatfreunde Malsch nicht vergessen, allen voran Herrn Eugen Heinzler und Herrn Gerhard Bullinger, die mich in meinem Anliegen sehr unterstützt haben. Eugen Heinzler ist es zu verdanken, dass wir gerade dieses Kreuz gefunden haben. Es ist ein Kreuz, das 1715 der Bürgermeister von Waldprechtsweier Johann Jakob Jung gestiftet hat, und einstmals alle Friedhofsbesucher daran erinnern sollte, dass über viele Jahrzehnte und Jahrhunderte auch die Menschen aus Waldprechtsweier hier in Malsch auf dem Friedhof ihre letzte Ruhestätte fanden. Es stand bisher südlich der alten Friedhofskapelle versteckt an der Friedhofsmauer, und hat – wie ich finde – jetzt hier einen neuen, würdigen Standort erhalten.

 

So wollen wir nun dieses alte und ehrwürdige Kreuz auf dem neuen Teil unseres Friedhofes und an seinem neuen Standort – wenn ich es so sagen darf – „in Dienst nehmen“: als sichtbares Zeichen unseres christlichen Glaubens, als Ausdruck unserer christlichen Hoffnung und als Ort des Trostes, den uns der christliche Glaube schenken kann und schenken will, gerade in schweren und schwierigen Zeiten, in Zeiten des Abschiednehmens und der Trauer.

Dafür erbitten wir den Segen Gottes!“

Eugen Heinzler, Gerhard Bullinger